Weizenfeld mit Sonnenuntergang

Meiden – Teil 4: Was Jesus meinte, als er sagte, dass wir einen Sünder wie einen Heiden oder Steuereinnehmer behandeln sollen!

Meiden Teil 4: Was Jesus meinte, als er sagte, dass wir einen Sünder wie einen Heiden oder Steuereinnehmer behandeln sollen!

Von Eric


Dies ist das vierte Video in unserer Reihe über das Meiden. In diesem Video sehen wir uns Matthäus 18:17 an, wo Jesus uns sagt, dass wir einen reuelosen Sünder wie einen Steuereinnehmer oder Heiden oder einen Menschen aus den Nationen behandeln sollen, wie es die Neue-Welt-Übersetzung ausdrückt. Du denkst vielleicht, dass du weißt, was Jesus damit meint, aber wir sollten uns nicht von unseren bisherigen Vorstellungen beeinflussen lassen. Stattdessen sollten wir versuchen, offen und ohne Vorurteile an die Sache heranzugehen, damit wir die Beweise aus der Schrift für sich selbst sprechen lassen können. Danach werden wir einen Vergleich mit dem anstellen, was Jesus nach Ansicht der Organisation der Zeugen Jehovas meinte, als er sagte, man solle einen Sünder wie einen Menschen aus den Nationen (einen Heiden) oder einen Steuereinnehmer behandeln.

Schauen wir uns zunächst an, was Jesus in Matthäus 18:17 sagt.

„… wenn er [der Sünder] sich sogar weigert, auch auf die Versammlung zu hören, soll er wie ein Heide oder wie ein Steuereinnehmer unter euch werden.“

Matthäus 18:17b 2001Translation.org

Für die meisten christlichen Konfessionen, die katholische und orthodoxe Kirche sowie die meisten protestantischen Konfessionen, bedeutet das „Exkommunikation“. In früheren Zeiten bedeutete das Folter und sogar Hinrichtung.

Glaubst du, dass Jesus das im Sinn hatte, als er davon sprach, einen Sünder wie einen Heiden oder einen Steuereinnehmer zu behandeln?

Jehovas Zeugen behaupten, dass Jesus den „Gemeinschaftsentzug“ meinte, ein Begriff, der nicht in der Heiligen Schrift steht, genau wie andere Wörter, die nicht in der Heiligen Schrift stehen und religiöse Lehren unterstützen, wie die „Dreieinigkeit“ oder „Organisation“. Vor diesem Hintergrund wollen wir uns ansehen, wie die Leitende Körperschaft die Worte Jesu über die Behandlung als Heiden oder Steuereinnehmer interpretiert.

In der Rubrik „Oft gefragt“ auf JW.org finden wir eine wichtige Frage: „Meiden die Zeugen Jehovas diejenigen, die früher zu ihrer Religion gehörten?“ (Englisch)

Die Antwort lautet: „Wer einen schweren Fehler begeht, wird nicht automatisch exkommuniziert oder ausgeschlossen. Setzt sich jemand aus unseren Reihen jedoch immer wieder über die Normen der Bibel hinweg und zeigt keinerlei Reue, muss er ausgeschlossen werden und der Kontakt wird abgebrochen [gemieden, engl.].“ ( JW.org FAQ )

Die Leitende Körperschaft lehrt also die Herde, die ihr folgt, dass der Ausschluss aus der Gemeinschaft gleichbedeutend mit dem Meiden ist.

Aber ist es das, was Jesus in Matthäus 18:17 meinte, als der Sünder nicht auf die Versammlung hörte?

Bevor wir diese Frage beantworten können, müssen wir diesen Vers exegetisch untersuchen, was unter anderem bedeutet, dass wir den historischen Kontext und die traditionelle Denkweise der Zuhörer Jesu berücksichtigen müssen. Warum? Weil Jesus uns nicht genau sagt, wie wir einen reuelosen Sünder behandeln sollen. Stattdessen verwendet er ein Gleichnis, also eine Redewendung. Er sagte ihnen, sie sollten den Sünder so behandeln, wie sie einen Heiden oder einen Steuereinnehmer behandeln würden. Er hätte auch einfach sagen können: „Meidet den Sünder völlig. Grüßt ihn nicht einmal.“ Stattdessen entschied er sich, einen Vergleich mit etwas anzustellen, mit dem seine Zuhörer etwas anfangen konnten.

Was ist ein Heide? Ein Heide ist ein Nichtjude, ein Mann aus den Nationen, die Israel umgeben. Das hilft mir nicht viel, denn ich bin kein Jude, also bin ich ein Heide. Was Steuereintreiber angeht, so kenne ich keine, aber ich glaube nicht, dass ich jemanden von der kanadischen Steuerbehörde anders behandeln würde als jeden anderen. Amerikaner haben vielleicht eine andere Meinung über IRS-Beamte. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wie es ist. Tatsache ist, dass niemand, egal in welchem Land, gerne Steuern zahlt, aber wir hassen Beamte nicht dafür, dass sie ihren Job machen, oder?

Auch hier müssen wir den historischen Kontext betrachten, um die Worte Jesu zu verstehen. Zunächst müssen wir uns überlegen, an wen Jesus diese Worte richtete. Er sprach doch zu seinen Jüngern, oder? Sie waren alle Juden. Folglich würden sie seine Worte aus einer jüdischen Perspektive heraus verstehen. Für sie war ein Steuereinnehmer jemand, der mit den Römern zusammenarbeitete. Sie hassten die Römer, weil sie ihr Land erobert hatten und sie mit Steuern und heidnischen Gesetzen belasteten. Sie betrachteten die Römer als unrein. In der Tat waren alle Heiden, alle Nicht-Juden, in den Augen der Jünger unrein. Dies war ein starkes Vorurteil, das die Judenchristen schließlich überwinden mussten, als Gott ihnen offenbarte, dass Heiden in den Leib Christi aufgenommen werden würden. Dieses Vorurteil zeigt sich in den Worten des Petrus an Kornelius, den ersten Heiden, der sich zum Christentum bekehrte: „Du weißt, wie ungesetzlich es für einen Juden ist, mit einem Fremden Umgang zu haben oder ihn zu besuchen. Aber Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen unrein nennen soll.“ (Apostelgeschichte 10:28 BSB)

Meiner Meinung nach ist das die Stelle, von der an alle in die falsche Richtung laufen. Jesus sagte seinen Jüngern nicht, dass sie einen reuelosen Sünder so behandeln sollten, wie Juden im Allgemeinen traditionell Heiden und Steuereinnehmer behandelten. Er gab ihnen neue Anweisungen, die sie erst später verstehen würden. Ihr Maßstab für die Behandlung von Sündern, Heiden und Steuereinnehmer sollte sich ändern. Er sollte nicht mehr auf den traditionellen jüdischen Werten basieren. Der Maßstab sollte nun Jesus sein, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. (Johannes 14:6) Deshalb sagte er: „Wenn er [der Sünder] sich weigert, auf die Versammlung zu hören, dann soll er für euch sein wie ein Heide oder ein Steuereinnehmer.“ (Matthäus 18:17)

Beachte, dass sich das „für euch“ in diesem Vers auf die jüdischen Jünger Jesu bezieht, die den Leib Christi bilden würden. (Kolosser 1:18) Als solche sollten sie Jesus in jeder Hinsicht nacheifern. Um das zu tun, mussten sie jüdische Traditionen und Vorurteile aufgeben, von denen viele aus dem Einfluss ihrer religiösen Führer wie den Pharisäern und der jüdischen Leitenden Körperschaft stammten, vor allem in Bezug auf die Bestrafung von Menschen.

Traurigerweise ist das Vorbild, dem sie folgen, für den Großteil der Christenheit das der Menschen. Die Frage ist: Folgen wir den religiösen Führern, wie den Männern der Leitenden Körperschaft, oder folgen wir Jesus Christus?

Ich hoffe, du antwortest: „Wir folgen Jesus!“

Wie hat Jesus die Heiden und Steuereinnehmer behandelt? Bei einer Gelegenheit sprach Jesus mit einem römischen Offizier und heilte seinen Hausdiener. Ein anderes Mal heilte er die Tochter einer nichtjüdischen phönizischen Frau. Und ist es nicht seltsam, dass er mit Steuereintreibern aß? Er lud sich sogar selbst in das Haus eines von ihnen ein.

Dort saß ein Mann namens Zachäus; er war ein oberster Steuereintreiber und reich… Als Jesus dort ankam, sah er auf und sagte zu ihm: „Zachäus, komm schnell herunter, denn ich muss heute in deinem Haus bleiben.“

(Lukas 19:2,5)

Außerdem forderte Jesus Matthäus Levi auf, ihm zu folgen, noch während Matthäus als Steuereinnehmer arbeitete.

Als Jesus von dort weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus am Stand des Steuereinnehmer sitzen. „Folge mir nach“, sagte er ihm, und Matthäus stand auf und folgte ihm.

(Matthäus 9:9 NIV)

Beachte nun die gegensätzliche Haltung zwischen den traditionellen Juden und unserem Herrn Jesus. Welche dieser beiden Haltungen entspricht am ehesten der der Leitenden Körperschaft?

Während Jesus im Haus des Matthäus zu Abend aß, kamen viele Steuereinnehmer und Sünder und aßen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, fragten sie seine Jünger: „Warum isst euer Lehrer mit Steuereinnehmer und Sündern?“
Als Jesus das hörte, sagte er: „Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Geht aber hin und lernt, was das bedeutet: ‚Ich will Barmherzigkeit, nicht Opfer‘. Denn ich bin nicht gekommen, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder.“

(Matthäus 9:10-13 NIV)

Wenn wir also mit einem heutigen Mitchristen zu tun haben, der ein reueloser Sünder ist, sollen wir dann den Standpunkt der Pharisäer oder den von Jesus einnehmen? Die Pharisäer mieden die Steuereintreiber. Jesus aß mit ihnen, um sie für Gott zu gewinnen.

Als Jesus seinen Jüngern die Anweisungen in Matthäus 18:15-17 gab, glaubst du, dass sie damals die ganze Tragweite begriffen haben? Das ist unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass sie in vielen Fällen die Bedeutung seiner Lehren nicht verstanden haben. In Vers 17 sagte er ihnen zum Beispiel, sie sollten den Sünder vor die Versammlung, die ekklesia der „Herausgerufenen“, bringen. Aber diese Herausrufung war das Ergebnis ihrer Salbung durch den Heiligen Geist, die sie noch nicht empfangen hatten. Das geschah etwa 50 Tage nach Jesu Tod, zu Pfingsten. Die ganze Idee einer christlichen Versammlung, des Leibes Christi, war ihnen zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt. Wir müssen also davon ausgehen, dass Jesus ihnen Anweisungen gab, die erst nach seiner Auffahrt in den Himmel einen Sinn ergeben würden.

An dieser Stelle kommt der Heilige Geist ins Spiel, sowohl für sie als auch für uns. Denn ohne den Geist werden die Menschen immer zu falschen Schlussfolgerungen kommen, wenn es um die Anwendung von Matthäus 18:15-17 geht.

Wie wichtig der Heilige Geist ist, wird durch diese Worte unseres Herrn kurz vor seinem Tod unterstrichen:

Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden. Und er wird euch die kommenden Dinge offenbaren. Dieser wird mich verherrlichen, weil er euch die Dinge offenbaren wird, die er von mir empfängt.

(Johannes 16:12-14 A Faithful Version

Jesus wusste, dass es Dinge gab, mit denen seine Jüngerinnen und Jünger zu diesem Zeitpunkt einfach nicht umgehen konnten. Er wusste, dass sie mehr brauchten, um all das zu verstehen, was er sie gelehrt und ihnen gezeigt hatte. Was ihnen fehlte, was sie aber bald bekommen würden, war der Geist der Wahrheit, der Heilige Geist. Er würde das Wissen, das er ihnen gegeben hatte, nehmen und es ergänzen: Verständnis, Einsicht und Weisheit.

Um das zu erklären, bedenke, dass „Wissen“ nur rohe Daten sind, eine Sammlung von Fakten. Aber „Verstehen“ ist das, was es uns ermöglicht zu erkennen, wie alle Fakten zusammenhängen, wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Und „Einsicht“ ist die Fähigkeit, sich auf die wichtigsten Fakten zu konzentrieren, die relevanten Fakten zusammenzubringen und so den inneren Charakter einer Sache oder die ihr zugrunde liegende Wahrheit zu erkennen. All das ist jedoch nur von geringem Wert, wenn wir nicht über „Weisheit“ verfügen, also die praktische Anwendung des Wissens.

Indem sie das, was Jesus ihnen in Matthäus 18:15-17 gesagt hat, mit seinem Handeln und seinem Beispiel verbinden, wird der noch zu schaffende Leib Christi, die zukünftige Versammlung/Ekklesia der Heiligen, in der Lage sein, weise zu handeln und mit Sündern so umzugehen, wie es dem Gesetz Christi entspricht, das die Liebe ist. Zu Pfingsten, als die Jünger mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden, begannen sie alles zu verstehen, was Jesus sie gelehrt hatte.

In den folgenden Videos dieser Reihe werden wir uns konkrete Beispiele ansehen, in denen die Bibelschreiber des ersten Jahrhunderts nach den Anweisungen und dem Beispiel Jesu handelten. Doch schauen wir uns zunächst an, wie die Organisation der Zeugen Jehovas Matthäus 18:17 umsetzt. Sie behaupten, die einzig wahre Religion zu sein. Ihre Leitende Körperschaft behauptet, geistgesalbt zu sein, und mehr noch, der einzige Kanal zu sein, den Jehova benutzt, um sein Volk heute auf der Erde zu führen. Sie lehren ihre Anhänger, dass der Heilige Geist sie seit 1919 leitet, als die Leitende Körperschaft, welch nach den neuesten Informationen in den Veröffentlichungen von Jesus Christus selbst zum treuen und verständigen Sklaven gekrönt wurde.

Nun, beurteile selbst, ob diese Behauptungen mit den Beweisen übereinstimmen.

Halten wir es erst einmal so einfach wie möglich. Konzentrieren wir uns auf Vers 17 von Matthäus 18. Wir haben diesen Vers gerade analysiert. Gibt es einen Hinweis darauf, dass Jesus sich auf ein Gremium von Ältesten bezog, als er sagte, er solle den Sünder vor die Versammlung bringen? Deutet das Beispiel Jesu darauf hin, dass er wollte, dass seine Jünger einen Sünder völlig meiden sollten? Wenn das der Fall wäre, warum sollte er dann so ambivalent sein? Warum sagt er es nicht einfach klar und deutlich? Aber das hat er nicht getan, oder? Er gab ihnen ein Gleichnis, das sie erst dann richtig verstehen würden, wenn die christliche Versammlung tatsächlich gegründet war.

Hat Jesus die Heiden völlig gemieden? Behandelte er Steuereinnehmer mit Verachtung und weigerte sich sogar, mit ihnen zu sprechen? Nein. Er lehrte seine Jünger durch sein Beispiel, wie sie sich gegenüber Menschen verhalten sollten, die sie früher als unrein und böse ansahen.

Es ist eine Sache, einen Sünder aus unserer Mitte zu entfernen, um die Versammlung vor dem Sauerteig der Sünde zu schützen. Aber es ist eine ganz andere Sache, diese Person völlig zu meiden und sie von allen sozialen Kontakten abzuschneiden, von ehemaligen Freunden und sogar von ihren eigenen Familienmitgliedern. Das hat Jesus weder gelehrt, noch hat er es vorgelebt. Sein Umgang mit Heiden und Steuereintreibern zeichnet ein ganz anderes Bild.

Haben wir das verstanden? Aber wir sind doch nichts Besonderes, oder? Abgesehen davon, dass wir bereit sind, uns für die Führung des Geistes zu öffnen, haben wir kein besonderes Wissen? Wir halten uns nur an das, was geschrieben steht.

Wurde der so genannte treue und verständige Sklave der Zeugen Jehovas also von demselben Geist geleitet, als er seine Anweisungen des Ausschlusses und des Meines einführte? Wenn ja, dann hat der Geist sie zu einer ganz anderen Schlussfolgerung geführt, als wir sie erreicht haben. Deshalb müssen wir uns fragen: „Aus welcher Quelle stammt der Geist, der sie leitet?“

Sie behaupten, von Jesus Christus selbst dazu berufen worden zu sein, sein treuer und verständiger Sklave zu sein. Sie lehren, dass die Ernennung zu dieser Rolle im Jahr 1919 stattfand. Wenn das so ist, muss man sich fragen: Warum haben sie so lange gebraucht, um Matthäus 18:15-17 zu verstehen, vorausgesetzt, sie haben es richtig verstanden? Die Anweisung des Gemeinschaftsentzugs trat erst 1952 in Kraft, also rund 33 Jahre nach ihrer angeblichen Ernennung durch unseren Herrn Jesus. Die ersten drei Artikel im Wachtturm vom 1. März 1952 führten diese offizielle Anweisung ein.

IST es richtig, jemandem die Gemeinschaft zu entziehen? Ja, wie wir gerade im obigen Artikel gesehen haben… Es gibt ein ordnungsgemäßes Verfahren, das in dieser Hinsicht zu befolgen ist. Es muss ein offizieller Akt sein. Jemand mit Autorität muss die Entscheidung treffen, und dann wird die Person entfernt.

w52 1.3. S. 128 Abs. 1, 5 (Engl.) Propriety of Disfellowshiping (2. Artikel)

Lasst uns das für den Moment einfach halten. Es gibt viel darüber zu diskutieren, wie die Zeugen Jehovas ihre Anweisung des Gemeinschaftsentzug umsetzen, und wir werden in zukünftigen Videos darauf eingehen. Aber im Moment möchte ich mich auf das konzentrieren, was wir gerade in unserem konzentrierten Studium eines einzigen Verses gelernt haben, nämlich Vers 17 von Matthäus 18. Glaubst du, dass du nach dem, was wir gelernt haben, verstehst, was Jesus meinte, als er seinen Jüngern sagte, sie sollten den reuelosen Sünder wie einen Heiden oder einen Steuereinnehmer in ihrer Mitte behandeln? Siehst du einen Grund für die Schlussfolgerung, dass er meinte, dass sie – dass wir – eine solche Person völlig meiden und ihr nicht einmal ein „Hallo“ sagen sollten? Sollen wir die pharisäische Auslegung des Meidens von Sündern anwenden, wie sie zur Zeit Jesu praktiziert wurde? Ist es das, wozu der Heilige Geist die christliche Versammlung heute anleitet? Wir haben keine Beweise für diese Schlussfolgerung gesehen.

Vergleichen wir also dieses Verständnis mit dem, was Jehovas Zeugen über die Auslegung von Vers 17 gelehrt wurde und wird. Aus dem oben erwähnten Artikel von 1952:

Es gibt noch eine weitere Schriftstelle, die hier sehr wichtig ist, nämlich Matthäus 18:15-17… Diese Schriftstelle hat nichts mit dem Ausschluss aus der Versammlung zu tun. Wenn es heißt, dass du zur Versammlung gehen sollst, bedeutet das, dass du zu den Ältesten oder den reiferen Menschen in der Versammlung gehen und deine privaten Schwierigkeiten besprechen sollst. Diese Schriftstelle hat lediglich mit einem persönlichen Ausschluss zu tun… Wenn du das mit dem beleidigenden Bruder nicht klären kannst, dann bedeutet das nur, dass ihr euch persönlich aus dem Weg geht und ihn wie einen Steuereintreiber oder einen Nicht-Juden außerhalb der Versammlung behandelt. Was du mit ihm zu tun hast, tust du nur auf geschäftlicher Basis. Es hat nichts mit der Versammlung zu tun, denn die beleidigende Handlung oder die Sünde oder das Missverständnis ist kein Grund, ihn aus der ganzen Gemeinschaft auszuschließen. Solche Dinge sollten nicht der allgemeinen Versammlung zur Entscheidung vorgelegt werden.

w52 1.3 S. 147 Abs. 7 (englisch)

Die Leitende Körperschaft von 1952, die behauptet, vom Heiligen Geist geleitet zu werden, führt hier einen „persönlichen Gemeinschaftsentzug“ ein. Ein persönlicher Gemeinschaftsentzug? Hat der Heilige Geist sie zu diesem Schluss geführt?

Nicht, wenn man bedenkt, was nur zwei Jahre später geschah.

Aus: Fragen von Lesern
Im Hauptartikel des Wachtturms vom 15. September 1954 wurde berichtet, dass ein Zeuge Jehovas wegen einer persönlichen Beschwerde jahrelang nicht mit einem anderen Zeugen in derselben Versammlung sprach, und es wurde darauf hingewiesen, dass dies einen Mangel an wahrer Nächstenliebe zeige. Könnte es sich hier nicht um eine richtige Anwendung des Ratschlags aus Matthäus 18:15-17 handeln?-A. M., Kanada.

w54 1.12 S. 734 Fragen von Lesern (English)

Ein heller Stern in Kanada sah die Idiotie der Anweisungen zum „persönlichen Ausschluss“ im Wachtturm-Artikel von 1952 und stellte eine berechtigte Frage. Wie reagierte der sogenannte treue und verständige Sklave?

Nein! Wir können kaum davon ausgehen, dass diese Schriftstelle zu einem so zeitaufwändigen Verfahren rät, das möglicherweise damit endet, dass zwei Mitglieder der Versammlung nicht mehr miteinander sprechen und einander aus dem Weg gehen, nur weil sie eine kleine persönliche Meinungsverschiedenheit oder ein Missverständnis haben. Das würde dem Gebot der Liebe widersprechen.

w54 1.12. S. 734-735 Fragen von Lesern (englisch)

Hier wird nicht eingeräumt, dass dieser lieblose „zeitraubende Prozess“ ihr Werk war, und zwar als Folge dessen, was sie im Wachtturm vom 1. März 1952 veröffentlichten. Diese Situation war eine direkte Folge ihrer Auslegung von Matthäus 18:17, die nur zwei Jahre zuvor veröffentlicht worden war, und dennoch sehen wir keine Andeutung einer Entschuldigung von ihnen. Es ist bezeichnend, dass die Leitende Körperschaft keinerlei Verantwortung für den Schaden übernahm, den ihre unbiblischen Lehren verursacht haben könnten. Anweisungen, die nach ihrem eigenen unwissentlichen Eingeständnis „gegen das Gebot der Liebe“ verstießen.

In denselben „Fragen von Lesern“ ändern sie nun ihre Anweisung bezüglich des Ausschlusses, aber ist das zum Besseren?

Daher müssen wir die in Matthäus 18:15-17 erwähnte Sünde als eine schwere Sünde ansehen, die beendet werden muss, und wenn das nicht möglich ist, dann muss derjenige, der so sündigt, aus der Versammlung ausgeschlossen werden. Wenn der Sünder von den reifen Brüdern der Versammlung nicht dazu gebracht werden kann, seinen schweren Irrtum einzusehen und sein Fehlverhalten einzustellen, ist die Angelegenheit so wichtig, dass sie dem Versammlungskomitee vorgelegt werden muss, damit die Versammlung tätig wird. Wenn das Komitee den Sünder nicht dazu bewegen kann, zu bereuen und sich zu bessern, muss er aus der Versammlung ausgeschlossen werden, um die Reinheit und Einheit der christlichen Versammlung zu bewahren.

w54 1.12 S. 735 Fragen von Lesern (englisch)

In diesem Artikel wird wiederholt das Wort „Ausschluss“ oder Gemeischaftsentzug verwendet, aber was meinen sie wirklich damit? Wie wenden sie Jesu Worte an, den Sünder wie einen Menschen aus den Nationen oder einen Steuereinnehmer zu behandeln?

Wenn der Übeltäter so böse ist, dass er von einem Bruder gemieden wird, verdient er eine solche Behandlung durch die gesamte Versammlung.

w54 1.12. S. 735 Fragen von Lesern (englisch)

Jesus sagte nichts davon, den Sünder zu meiden, und er zeigte, dass er darauf bedacht war, den Sünder zurückzugewinnen. Bei der Durchsicht der Wachtturm-Studienartikel der letzten 70 Jahre konnte ich jedoch keinen einzigen finden, der die Bedeutung von Matthäus 18:17 im Lichte von Jesu eigener Behandlung von Steuereinnehmern und Heiden nach dem Gesetz der Liebe analysierte. Anscheinend wollten und wollen sie nicht, dass sich ihre Leser auf diesen Aspekt von Jesu Umgang mit Sündern konzentrieren.

Du und ich konnten die Anwendung von Matthäus 18:17 in nur wenigen Minuten Recherche verstehen. Als Jesus erwähnte, dass er einen Sünder wie einen Steuereinnehmer behandelt, hast du da nicht sofort gedacht: „Aber Jesus hat doch mit Steuereinnehmer gegessen!“ Es war der Geist, der in dir wirkt, der dich zu dieser Erkenntnis gebracht hat. Warum also hat es die Leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas in 70 Jahren Wachtturm-Artikeln versäumt, diese wichtigen Fakten ans Licht zu bringen? Warum haben sie es versäumt, dieses Juwel an Wissen mit ihrer Herde zu teilen?

Stattdessen lehren sie ihre Anhänger, dass alles, was sie für eine Sünde halten – das Rauchen einer Zigarette, das Infragestellen einer ihrer Lehren oder auch nur der Austritt aus der Organisation – zur völligen Ächtung, zur totalen Meidung des Einzelnen führen muss. Sie setzen diese Anweisungen durch ein komplexes Regelwerk und ein geheimes Rechtskomiteeverfahren um, das ihre Entscheidungen vor dem einfachen Versammlungsverkündiger verbirgt. Dennoch behaupten sie ohne biblische Beweise, dass das alles auf Gottes Wort beruht. Wo sind die Beweise?

Wenn du die Anweisungen Jesu liest, den Sünder vor die Versammlung, die ekklesia, die gesalbten Männer und Frauen, die den Leib Christi bilden, zu bringen, siehst du dann einen Grund zu glauben, dass er sich nur auf einen zentral ernanntes Komittee von drei Ältesten bezieht? Klingt das nach einer Versammlung?

Im weiteren Verlauf dieser Videoreihe werden wir einige Beispiele dafür untersuchen, wie die Anweisungen Jesu in bestimmten Fällen, mit denen die Versammlung im ersten Jahrhundert konfrontiert war, umgesetzt wurden. Wir werden erfahren, wie einige der Apostel, die wirklich vom Heiligen Geist geleitet wurden, die Glieder des Leibes Christi anleiteten, so zu handeln, dass sowohl die Versammlung der Heiligen geschützt als auch für die Sünder in liebevoller Weise gesorgt wurde.

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