Weizenfeld mit Sonnenuntergang

Die Rolle der Frauen in der christlichen Versammlung – Teil 5: Lehrt Paulus, dass Frauen Männern untergeordnet sind?

Video "Die Rolle der Frauen in der christlichen Versammlung (Teil 5) - Lehrt Paulus, dass Frauen Männern untergeordnet sind?"

In diesem Video werden wir die Anweisungen des Paulus bezüglich der Rolle von Frauen in einem Brief an Timotheus untersuchen, während er in der Versammlung in in Ephesus diente. Bevor wir jedoch damit anfangen, sollten wir überprüfen, was wir schon wissen.

In unserem letzten Video haben wir 1. Korinther 14:33-40 untersucht, die umstrittene Passage, wo Paulus anscheinend zu Frauen sagt, dass es für sie eine Schande ist, in der Versammlung zu sprechen. Wir haben schließlich gesehen, das Paulus nicht seiner früheren Aussage widerspricht, die er im gleichen Brief macht, in der er das Recht der Frauen anerkennt, in der Versammlung sowohl zu beten als auch zu prophezeien – wobei die einzige Bedingung ist, ihr Haupt zu bedecken.

“jede Frau aber, die mit unbedecktem Haupt betet oder prophezeit, macht ihrem Haupt Schande, denn es ist ein und dasselbe, als wäre sie eine [Frau] mit kahlgeschorenem Haupt.” (1. Korinther 11:5 Neue Welt Übersetzung)

Also können wir sehen, dass es für einen Frau keine Schande war zu sprechen – und darüber hinaus, Gott im Gebet zu preisen oder die Versammlung zu belehren durch Prophezeien – außer wenn sie dies mit unbedecktem Haupt tat.

Wir haben gesehen, dass der Widerspruch verschwindet, wenn wir verstehen, dass Paulus sarkastisch die Überzeugung der Männer in Korinth als Zitat wiedergab und dann feststellt, dass das, was er ihnen vorher gesagt hat, wie sie Chaos in den Zusammenkünften der Versammlung vermeiden könnten, von Christus ist und dass sie das zu befolgen haben oder unter den Folgen ihrer Ignoranz zu leiden hätten.

Es gab eine Anzahl von Kommentaren zum letzten Video von Männern, die entschieden den Schlussfolgerungen widersprechen, die wir erreicht haben. Sie glauben, dass es Paulus war, der die Verfügung gegen das Sprechen von Frauen in der Versammlung verkündet hat. Bis heute war aber keiner von ihnen in der Lage, den Widerspruch, der sich aus 1. Korinther 11:5,13 ergibt, aufzulösen. Einige schlagen vor, dass sich diese Verse nicht auf Beten und Lehren in der Versammlung bezieht, aber das ist aus zwei Gründen nicht gültig.

Der erste ist der biblische Kontext. Wir lesen:

„Urteilt für euch selbst: Ziemt es sich für eine Frau, unbedeckt zu Gott zu beten? Lehrt euch nicht die Natur selbst, daß, wenn ein Mann langes Haar hat, es ihm zur Unehre gereicht, wenn aber eine Frau langes Haar hat, es ihr zur Herrlichkeit gereicht? Denn ihr Haar ist ihr statt einer Kopfbedeckung gegeben. Wenn indes jemand zugunsten eines anderen Brauches streitsüchtig zu sein scheint: wir haben keinen anderen und auch die Versammlungen Gottes nicht. Während ich aber diese Anweisungen gebe, lobe ich euch nicht, denn es ist nicht zum Besseren, sondern zum Schlimmeren, daß ihr zusammenkommt. Denn fürs erste höre ich, daß, wenn ihr in einer Versammlung zusammenkommt, Spaltungen unter euch bestehen; und zum Teil glaube ich es.“ (1. Korinther 11:13-18 Neue Welt Übersetzung)

Der zweite Grund ist einfach Logik: Dass Gott Frauen die Gabe des Prophezeien gegeben hat, ist nicht zu bezweifeln. Petrus zitiert Joel, wenn er der Menschenmenge zu Pfingsten sagt: „Ich werde etwas von meinem Geist auf alle Arten von Fleisch ausgießen, und deine Söhne und deine Töchter werden prophezeien und deine jungen Männer werde Visionen sehen und deine alten Männer werden Träume träumen, und selbst auf meine männlichen Sklaven und meine weiblichen Sklaven werde ich etwas von meinem Geist in jenen Tagen ausgießen, und sie werden prophezeien.“ (Apostelgeschichte 2:17,18)

Also Gott gießt seinen Geist auf eine Frau aus, die dann prophezeit, aber nur zu Hause, wo der einzige, der das hört, ihr Ehemann ist, der nun von ihr instruiert wird, belehrt wird von ihr, und der nun zur Versammlung gehen muss, wo seine Frau in Stille sitzen muss, während er aus zweiter Hand das wiedergibt, was sie ihm gesagt hat.

Dieses Szenario mag lächerlich klingen, doch es muss so sein, wenn man der Argumentation folgt, dass die Worte des Paulus über Beten und Prophezeien von Frauen nur im Privaten zu Hause erfolgen soll. Denken wir daran, dass die Männer in Korinth einige bizarre Ideen aufbrachten. Sie schlugen vor, dass es keine Auferstehung geben wird. Sie versuchten auch erlaubte sexuelle Beziehungen zu ächten. (1. Korinther 7:1; 15:14)

Also ist der Gedanke, dass sie auch versuchen würden, die Frauen mundtot zu machen, nicht schwer zu glauben. Paulus Brief war ein Bemühen, die Dinge richtig zu stellen. Hat es funktioniert? Nun, er musste einen weiteren Brief schreiben, einen zweiten Brief, der nur wenige Monate nach dem ersten geschrieben wurde. Enthüllt er eine Verbesserung der Situation?

Nun möchte ich, dass du über etwas nachdenkst. Und wenn du ein Mann bist, hab keine Angst deine Frau zu konsultieren, um ihre Sichtweise zu verstehen. Die Frage, die ich dir stellen will, ist: Wenn Männer von sich eingenommen sind, arrogant, prahlerisch und ambitioniert, wird das wahrscheinlich größere Freiheiten für Frauen produzieren? Denkst du, dass der dominierende Mann aus 1. Mose 3:16 sich als ein Mann manifestiert, der demütig ist oder voller Stolz? Was denkt ihr Schwestern?

Gut, behaltet diesen Gedanken im Sinn. Nun lass uns lesen, was Paulus in seinem zweiten Brief über die prominenten Männer in der Versammlung in Korinth sagt: 

„Ich fürchte allerdings, dass so wie Eva durch die Schläue der Schlange getäuscht wurde, euer Sinn von der einfachen und reinen Unterwürfigkeit unter Christus in die Irre geführt wird. Denn wenn jemand kommt und einen anderen Jesus verkündet, als den Einen, den wir verkündeten, oder wenn ihr einen anderen Geist empfangt als den Einen, den ihr empfangen habt, oder ein anderes Evangelium als das Eine, das ihr annahmt, dann macht ihr es euch viel zu einfach.“

„Ich betrachte mich in keiner Weise als geringer als jene „Super Apostel“. Obwohl ich kein ausgefeilter Redner bin, fehlt es mir bestimmt nicht an Erkenntnis. Wir haben dies euch in jeder erdenklichen Art klar gemacht.“ (2. Korinther 11:3-6 BSB)

„Super Apostel“. Von wegen. Welcher Geist motivierte diese Männer, diese „Super Apostel“?

„Denn solche Männer sind falsche Apostel, falsche Arbeiter, die sich als Apostel Christi verkleiden. Und kein Wunder, denn Satan selbst verkleidet sich als Engel des Lichts. So überrascht es nicht, wenn seine Diener sich als Diener der Rechtschaffenheit verkleiden. Ihr Ende wird entsprechend ihren Taten sein. (2. Korinther 11:13-15 BSB)

Wau! Diese Männer waren direkt mitten in der Versammlung in Korinth. Mit denen musste sich Paulus herumschlagen. Viel von dem Wahnsinn, wegen dem Paulus seinen ersten Brief an die Korinther schreiben musste, kam von diesen Männern. Sie waren prahlerische Männer, und sie werden ihre Wirkung gehabt haben. Die Christen in Korinth gaben ihnen nach. Paulus antwortete diesen mit beißendem Sarkasmus in den Kapiteln 11 und 12 hindurch von 2. Korinther. Zum Beispiel:

„Ich wiederhole: „Niemand soll mich für einen Dummkopf halten. Aber wenn ihr das tut, dann duldet mich, wie ihr es mit einem Dummkopf tun würdet, damit ich so ein wenig prahlen kann. Während ich so selbstsicher prahle, rede ich nicht wie der Herr es tun würde, sondern wie ein Dummkopf. Weil viele so prahlen, wie die Welt es tut, will auch ich prahlen. Gerne ertragt ihr ja die Dummköpfe, weil ihr ja so weise seid! Tatsächlich ertragt ihr jeden, der euch versklavt, ausbeutet oder übervorteilt oder was über euch erhebt oder euch ins Gesicht schlägt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass wir für so etwas zu schwach waren!“ (2. Korinther 11:16-21 NIV)

Jeder, der euch versklavt, ausbeutet, über euch erhebt und ins Gesicht schlägt. Mit diesem Bild im Sinn, wer ist deiner Meinung nach die Quelle dieser Worte: „Frauen müssen in der Versammlung schweigen. Wenn sie eine Frage haben, können sie ihre eigenen Ehemänner fragen, wenn sie zu Haus sind, denn es ist eine Schande für eine Frau, in der Versammlung zu sprechen.“?

Aber, aber, aber was ist mit dem, was Paulus dem Timotheus gesagt hat? Ich kann diesen Widerspruch geradezu hören. Na gut. Schauen wir uns das an. Aber bevor wir das tun, lass uns bezüglich einer Sache einverstanden sein. Einige behaupten stolz, dass sie nur das akzeptieren, was geschrieben ist. Wenn Paulus etwas nieder geschrieben hat, dann akzeptieren sie das, was er schrieb. Und damit hat sich’s. Gut, aber dann keine Rückzieher. Du kannst nicht sagen, „Oh, Ich nehme das wörtlich, aber das nicht“. Das ist kein theologisches Buffet. Entweder du nimmst sein Worte als solche und verdammst den Kontext, oder nicht.

Also kommen wir jetzt zu dem, was Paulus an Timotheus schrieb während er in der Versammlung in Ephesus diente. Wir werden anfangs seine Worte aus der Neuen-Welt-Übersetzung lesen:

„Eine Frau lerne in Stille mit aller Unterwürfigkeit. Ich erlaube einer Frau nicht, zu lehren oder Gewalt über einen Mann auszuüben, sondern sie sei in [der] Stille. Denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva. Auch wurde Adam nicht betrogen, aber die Frau wurde gründlich betrogen und geriet in Übertretung. Doch wird sie durch Kindergebären in Sicherheit bleiben, vorausgesetzt, daß sie in Glauben und Liebe und Heiligung mit gesundem Sinn verharren.“ (1. Timotheus 2:11-15 NWÜ)

Stellt Paulus eine Regel für die Korinther auf und eine andere für die Epheser? Einen Moment mal. Hier sagt er, er erlaubt einer Frau nicht zu lehren, was nicht das Gleiche wie Prophezeien ist. Oder doch? 1. Korinther 14:31 sagt:

„Denn ihr könnt alle nacheinander prophezeien, damit jeder unterrichtet und ermuntert wird.“ (1. Korinther 14:31 BSB)

Ein Unterweise ist ein Lehrer, nicht wahr? Aber ein Prophet ist mehr. Wieder sagt er zu den Korinthern:

„Und Gott hat die Betreffenden in der Versammlung gesetzt: erstens Apostel; zweitens Propheten; drittens Lehrer; dann Machttaten; dann Gaben der Heilungen; Hilfeleistungen, Fähigkeiten zu leiten, verschiedene Arten von Zungen.“ (1. Korinther 12:28 NWÜ)

Warum setzt Paulus Propheten über Lehrer? Er erklärt das:

„…hätte ich euch lieber prophezeien. Derjenige, der prophezeit ist größer als der, der in Zungen spricht, außer er interpretiert es, so dass die Kirche gelehrt wird.“ (1. Korinther 14:5 BSB)

Der Grund, warum er Prophezeien bevorzugt, ist, dass es den Körper des Christus, die Versammlung, aufbaut. Das geht jetzt an den Kern der Sache, zum fundamentalen Unterschied zwischen einem Propheten und einem Lehrer.

„Aber jemand der prophezeit, stärkt andere, ermuntert andere, und tröstet sie.“ (1. Korinther 14:3 NLT)

Ein Lehrer kann mit seinen Worten stärken, ermuntern, und sogar andere trösten. Du brauchst allerdings nicht an Gott zu glauben, um zu lehren. Selbst ein Atheist kann stärken, ermuntern und trösten. Aber ein Atheist kann kein Prophet sein. Liegt das daran, dass ein Prophet die Zukunft vorhersagt? Nein. Das ist nicht die Bedeutung von „Prophet“. Das ist das, was wir denken, wenn wir von einem Propheten sprechen, und manchmal sagten Propheten in der Schrift die Zukunft voraus, Aber das ist nicht der Gedanken, den ein Griechisch sprechender zuerst im Sinn hatte, wenn er das Wort verwendete. Und es ist nicht das, worauf sich Paulus hier bezog. 

Strong’s Concordance definiert prophétés  [Phonetic Spelling: (prof-ay’-tace)] als “einen Propheten (einen Deuter oder Heraus-Sager des göttlichen Willens).“ Es wird verwendet als „ein Prophet, Poet; eine Person mit der Gabe, göttliche Wahrheit zum Ausdruck zu bringen.“

Kein Vorhersager, sondern ein Heraus-Sager. Das ist jemand, der heraus-spricht oder etwas ausspricht, aber das Sprechen bezieht sich auf den göttlichen Willen. Darum kann ein Atheist kein Prophet im biblischen Sinne sein, weil das bedeuten würden – wie HELPS Word-studies es sagen – „die Gedanken (Nachrichten) Gottes erklären, die manchmal die Zukunft voraussagen (Vorhersage) – und allgemeiner, heraus sagen SEINE Botschaft für eine bestimmte Situation.“

Ein wahrer Prophet wird durch den Geist bewegt, Gottes Wort zu Belehrung der Versammlung darzulegen. Da Frauen Propheten waren, bedeutet das, dass Christus sie verwendete, um die Versammlung zu lehren.

Mit diesem Verständnis im Sinn, lass uns diese folgenden Verse sorgfältig betrachten:  „29 Lass zwei oder drei Menschen prophezeien, und lass die anderen prüfen, was gesagt wurden. 30 Aber wenn jemand prophezeit und eine andere Person eine Offenbarung vom Herrn empfängt, muss derjenige, der spricht, aufhören. 31 Auf diese Weise wird jeder, der prophezeit, an die Reihe kommen, einer nach dem anderen, so dass jeder lernen wird und ermuntert ist. 32 Bedenke, dass Menschen, die prophezeien ihren Geist kontrollieren und sich anpassen können. 33 Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung sondern des Friedens, wie in allen Zusammenkünften der Heiligen Gottes.“ (1. Korinther 14:29-33 NLT)

Hier unterschiedet Paulus zwischen jemand, der prophezeit, und jemand, der eine Offenbarung Gottes empfängt. Das betont den Unterschied, wie sie Propheten sahen, und wie wir es tun. Das Szenario ist wie folgt: Jemand steht in der Versammlung auf und legt Gottes Wort dar,   als jemand anders plötzlich eine Inspiration von Gott empfängt, eine Botschaft von Gott. Eine Offenbarung. Etwas vorher Verborgenes ist dabei, enthüllt zu werden. Offensichtlich spricht der Enthüllende als ein Prophet, aber in einem besonderen Sinn, so dass andere Propheten gesagt wird, zu schweigen, und den mit der Offenbarung sprechen zu lassen. In diesem Fall ist der mit der Offenbarung unter der Kontrolle des Geistes. Normalerweise haben die Propheten, während sie vom Geist geleitet werden, den Geist in ihrer Kontrolle und können Ruhe halten, wenn sie darum gebeten werden. Das ist es, was Paulus ihnen hier sagt. Diejenige, mit der Offenbarung, könnte sehr wohl eine Frau sein, und derjenige, der als Prophet spricht zur gleichen Zeit, könnte sehr wohl ein Mann sein. Paulus macht sich nicht über das Geschlecht Gedanken, sondern um die Rolle, die jemand im Moment spielt. Und da ein Prophet – männlich oder weiblich – den Geist des Prophezeiens kontrolliert, würde der Prophet respektvoll sein oder ihr Lehren anhalten, um allen zu ermöglichen, die Offenbarung von Gott zu hören.

Müssen wir alles akzeptieren, was ein Prophet uns sagt? Nein. Paulus sagt: „lass zwei oder drei Menschen [Männer oder Frauen] prophezeien, und lasst andere überprüfen, was gesagt wurde.“ Johannes sagt uns, zu prüfen, was der Geist des Propheten uns offenbart. (1. Johannes 4:1

Eine Person kann irgend etwas lehren. Mathematik, Geschichte, irgendwas. Das macht ihn nicht zu einem Propheten. Ein Prophet lehrt etwas sehr Spezielles: Das Wort Gottes. Also während nicht alle Lehrer Propheten sind, sind alle Propheten auch Lehrer, und Frauen wurden unter die Propheten in der christlichen Versammlung gezählt. Also waren weibliche Propheten auch Lehrer.

Warum also sagte Paulus, der all das über die Macht und den Zweck des Prophezeien wusste, das zur Belehrung der Herde beitrug, dem Timotheus dies? „Ich erlaube einer Frau nicht zu lehren. … Sie muss still sein.“ (1. Timotheus 2:12 NIV

Das macht keinen Sinn. Das hätte Timotheus sich am Kopf kratzend zurück gelassen. Und doch tat es das nicht. Timotheus verstand genau, was Paulus meinte, weil er die Situation kannte, in der er war.

Du erinnerst dich vielleicht, dass wir in unserem letzten Video die Art des Briefeschreibens in der Versammlung im ersten Jahrhundert erörtert hatten. Paulus hat sich nicht hingesetzt und gedacht: „Heut werde ich einen inspirierten Brief schreiben und dem Bibel-Kanon hinzufügen.“ Es gab keine ‚Neue Testament Bibel‘ in jenen Tagen. Was wir Neues Testament oder christlich griechische Schriften nennen, wurde hunderte Jahre später aus den noch erhaltenen Schriften der Apostel und prominenten Christen des ersten Jahrhunderts zusammengestellt. Der Brief des Paulus an Timotheus war eine lebende Arbeit mit dem Zweck, eine Situation zu behandeln, die an jenem Ort und jener Zeit existierte. Nur mit diesem Verständnis und Hintergrund im Sinn können wir hoffen, den Sinn davon zu erfassen.

Als Paulus diesen Brief schrieb, war Timotheus nach Ephesus gesandt worden, um der Versammlung dort zu helfen. Paulus weist ihn an, „gewissen Leuten zu gebieten, keine andere Lehre zu lehren, noch unwahren Geschichten und Geschlechtsregistern Aufmerksamkeit zu schenken.“ (1. Timotheus 1:3,4) Diese fraglichen „gewissen Leute“ werden nicht genannt. Männliche Voreingenommenheit mag uns zum Schluß führen, dass es Männer waren, aber war das so? Sicher ist nur, dass diese fraglichen Personen „Gesetzeslehrer sein wollen, begreifen aber weder die Dinge, die sie sagen, noch die Dinge, über die sie feste Behauptungen aufstellen.“ (1. Timotheus 1:7)

Es scheint, dass gewisse Leute versuchten, die Unerfahrenheit des jungen Timotheus auszunutzen. Paulus warnte ihn: „Niemand blicke je auf deine Jugend herab.“ (1. Timotheus 4:12) Ein weiterer Faktor, der Timotheus manipulierbar erscheinen lies, war seine schlechte Gesundheit. Paulus wies ihn an: „Trink nicht länger Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein um deines Magens und deiner häufigen Erkrankungen willen.“ (1. Timotheus 5:23)

Etwas weiteres Erwähnenswertes über diesen ersten Brief an Timotheus ist der Nachdruck in Bezug auf Dinge, die Frauen betrafen. Es gibt weit mehr Anordnungen für Frauen in diesem Brief als in irgendeinem anderen Schriftstück von Paulus. Ihnen wird geraten, sich bescheiden zu kleiden und protzigen Schmuck und Frisuren zu meiden, die die Aufmerksamkeit auf sie selbst ziehen würden (1. Timotheus 2:9,10) Frauen müssen würdig und treu in allen Dingen sein, nicht verleumderisch (1. Timotheus 3:11) Er spricht besonders junge Witwen an, die bekannt dafür waren, Wichtigtuer und Tratschtanten zu sein, Faulenzer, die nur von einem Haus zum nächsten zu gehen (1. Timotheus 5:13)

Paulus weist Timotheus insbesondere an, wie er Frauen behandeln soll, sowohl junge als auch alte (1. Timotheus 5:2,3). Es ist auch dieser Brief, aus dem wir lernen, dass es eine formelle Einrichtung in der christlichen Versammlung gab, um sich um Witwen zu kümmern, etwas, das in der Organisation der Zeugen Jehovas sehr fehlt. Tatsächlich ist es genau umgekehrt. Ich habe Wachtturm-Artikel gesehen, in denen Witwen und Arme ermuntert werden, ihre kargen Mittel zum Lebensunterhalt zu spenden, um der Organisation zu helfen, ihr weltweites Immobilien-Imperium zu erweitern.

Einer besonderen Erwähnung wert ist die Ermahnung des Paulus an Timotheus, „nichts mit den respektlosen, dummen Mythen zu tun zu haben. Übe dich besser in Gottgefälligkeit.“( 1. Timotheus 4:7) Warum diese besondere Warnung? „Respektlose, dumme Mythen“?

Um das beantworten zu können, müssen wir die besondere Kultur von Ephesus zu jener Zeit verstehen. Sobald wir das tun, wird alles klar werden.

Du wirst dich daran erinnern, was passierte, als Paulus zuerst in Ephesus predigte. Da gab es einen großen Aufschrei der Silberschmiede, die ihr Geld damit machten, Schreine der Artemis (oder Diana) herzustellen, eine Gottheit der Epheser mit vielen Brüsten. (Siehe Apostelgeschichte 19:23,24)

Ein Kult war um die Anbetung der Diana aufgebaut worden, der besagte, dass Eva Gottes erste Schöpfung war, und er Adam danach erschuf, und dass es Adam war, der von der Schlange getäuscht wurde, nicht Eva. Die Anhänger dieses Kultus machten die Männer für die Leiden in der Welt verantwortlich.

Feminismus, nach Epheser-Art!

Es ist daher gut möglich, dass einige der Frauen in der Versammlung von diesem Denken beeinflusst waren. Vielleicht waren einige von diesem Kult zur reinen Anbetung der Christenheit konvertiert, aber behielten noch einige der Gedanken der Heiden.

Mit diesen Gedanken im Sinn bemerken wir etwas anderes Markantes am Wortlaut des Paulus. Aller Rat an Frauen im gesamten Brief ist in der Mehrzahl ausgedrückt. Frauen dies und Frauen das. Dann wechselt er abrupt in 1. Timotheus 2:12 in die Einzahl: „Ich erlaube einer Frau nicht …“ Das verleiht dem Argument Gewicht, dass er eine besondere Frau meinte, die eine Herausforderung für die von Gott verliehene Autorität des Timotheus darstellte. 

„Timotheus, mein Sohn, ich gebe dir diese Anweisung in Übereinstimmung mit der Prophezeiung über dich, so dass du durch die Erinnerung daran den Kampf gut führst.“ „Vernachlässige die Gabe nicht, die in dir ist, welche dir durch die Prophezeiung über dich gegeben worden ist, als die älteren Männer die die Hände auflegten.“ Dieses Verständnis wird untermauert, wenn wir betrachten, was Paulus sagt: „Ich erlaube einer Frau nicht … über einen Mann Autorität auszuüben…“. Er verwendet nicht das übliche griechische Wort für Autorität, welches exousia (x-u-cia) ist. Das Wort wurde vom Hohenpriesters und den Ältesten verwendet, als sie Jesus nach Markus 11:28 herausforderten: „Mit welcher Autorität (exousia) tust du diese Dinge? Das Wort, das Paulus an Timotheus hingegen verwendet, ist authenteó (aw-then-tau), welches den Gedanken trägt, sich widerrechtlich Macht anzueignen.

HELPS Word-studies gibt für authenteó an: „förmlich, einseitig Waffen aufnehmen, d.h. als Autokrat handeln – wörtlich, selbst-ernannt (handeln ohne Unterwerfung).“

Hmm, authenteó, als Autokrat handeln, selbst-ernannt. Läßt das eine Verbindung in deinem Sinn aufblitzen?

Was zu all diesem passt, ist das Bild einer Gruppe von Frauen in der Versammlung, die von einer Matriarchin angeführt wird, auf welche die Beschreibung passt, die Paulus schon am Anfang seines Briefes gibt:

„… bleib dort in Ephesus, damit du einige Leute anweisen magst, keine falschen Lehren weiterhin zu lehren oder sich selbst Mythen oder endlosen Geschlechtsregistern zu widmen. Solche Dinge fördern kontroverse Spekulationen anstatt Gottes Werk voranzubringen – was durch Glauben ist. Das Ziel dieser Ermahnung ist Liebe, die von einem reinen Herzen kommt und einem guten Gewissen und einem aufrichtigen Glauben. Einige sind von diesem abgewichen und haben sich sinnlosem Gerede zugewandt. Sie wollen Gesetzeslehrer sein, aber sie wissen nicht, worüber sie reden oder was sie so zuversichtlich beteuern.“ (1. Timotheus 1:3-7 NIV)

Diese Matriarchin versuchte Timotheus zu ersetzen, sich seine Autorität widerrechtlich anzueignen (authenteó) und seine Ernennung zu untergraben.

Nun haben wir also eine plausible Alternative, die es uns erlaubt, die Worte des Paulus in eine Kontext zu setzen, der es nicht erfordert, uns ihn als Heuchler auszumalen, welcher er wäre, wenn er den Frauen in Korinth sagt, dass sie beten und prophezeien können, während er den Frauen in Ephesus das gleiche Privileg verweigert.

Dieses Verständnis hilft uns auch dabei, den sonst unvereinbaren Bezug aufzulösen, den er zu Adam und Eva herstellt. Paulus stellt die Dinge richtig und fügt das Gewicht seines Amtes hinzu, um die wahre Geschichte, wie sie in den Schriften beschrieben wird, wiederherzustellen, nicht die falsche Geschichte aus dem Kult der Diana (Artemis bei den Griechen).

Weiter Informationen findet man in ‚An Examination of the Isis Cult with Preliminary Exploration into  New Testament Studies‘ von Elizabeth A. McCabe   Seiten 102-105. Oder auch: ‚Hidden Voices: Biblical  Women and Our Christian Heritage‘ von Heidi Bright   Parales Seite 110

Aber wie steht es mit dem scheinbar bizarren Hinweis auf das Kindergebären als Mittel, um Frauen in Sicherheit zu bewahren?

Lesen wir die Passage nochmal, dieses Mal aus der New International Version:

„Eine Frau soll in Stille und voller Unterordnung lernen. 12 Ich erlaube einer Frau nicht, zu lehren oder Autorität über einen Mann auszuüben; sie muss still sein. 13 Denn Adam wurde zuerst gebildet, dann Eva. 14 Und Adam war nicht der, der getäuscht wurde; es war die Frau, die getäuscht wurde und eine Sünderin wurde. 15 Aber Frauen werden durch Kindergebären gerettet – wenn sie fortfahren in Glaube, Liebe und Heiligkeit mit Anstand.“ (1. Timotheus 2:11-15 NIV)

Paulus sagte den Korinthern, dass es besser ist, nicht zu heiraten. Sagt er nun den Frauen in Ephesus das Gegenteil? Verurteilt er nun sowohl unfruchtbare Frauen oder Ledige, weil sie keine Kinder gebären? Macht das irgendwie Sinn? 

Wie du in der Interlinear sehen kannst, fehlt ein Wort in der Wiedergabe der meisten Übersetzungen dieses Verses.

Das fehlende Wort ist der bestimmte Artikel, tēs, und ihn zu entfernen, ändert die Bedeutung des Verses vollständig. Glücklicherweise lassen einige Übersetzungen den bestimmten Artikel nicht weg:

  • „…sie wird gerettet werden durch die Geburt des Kindes…“ – International Standard Version
  • „sie [und alle Frauen] werden gerettet werden durch die Geburt des Kindes“ – GOD’S WORD Translation
  • „sie wird gerettet werden durch die Schwangerschaft“ – Darby Bible Translation
  • „sie wird gerettet werden durch das Kind-Gebären“ – Young’s Literal Translation

Im Kontext dieser Passage, die sich auf Adam und Eva bezieht, mag die Schwangerschaft, auf die sich Paulus bezieht, sehr gut die sein, auf die in 1. Mose 3:15 Bezug genommen wird.

„Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen.“ (1. Mose 3:15)

Es ist die Nachkommenschaft (die Geburt von Kindern) mittels der Frau, aus der sich die Errettung von allen Frauen und Männern ergibt, wenn der Same schließlich Satan den Kopf zertritt. Anstatt sich auf Eva und die angeblich überlegene Rolle von Frauen zu konzentrieren, sollten sich diese „gewissen Leute“ auf den Samen oder Nachkommen der Frau, Jesus Christus konzentrieren, durch den alle gerettet werden.

Ich bin mir sicher, dass ich nach all diesen Erklärungen einige Kommentare von Männern sehen werde, die trotz allem argumentieren werden, dass Timotheus ein Mann war und als Pastor, oder Priester oder Ältester über die Versammlung in Ephesus eingesetzt war. Keine Frau war so eingesetzt. Stimmt. Wenn du so argumentierst, dann hast du den ganzen Zweck dieser Serie verpasst. Das Christentum existiert in einer Männer-dominierten Gesellschaft und im Christentum ging es nie darum, die Welt zu reformieren, sondern darum, die Kinder Gottes heraus zu rufen. Es geht nicht darum, ob Frauen Autorität über die Gemeinde ausüben sollten, sondern ob Männer das sollten. Das ist der Unterton jedes Arguments gegen Frauen, die als Älteste oder Aufseher dienen.Die Annahme der Männer, die gegen Frauen als Aufseher argumentieren ist, dass Aufseher auch Leiter bedeutet, eine Person, die anderen sagen soll, wie sie ihr Leben zu leben haben. Sie betrachten Ernennungen in der Versammlung oder Kirche als eine Form von Herrschaft. Und in diesem Kontext, muss der Herrscher ein Mann sein.

Für die Kinder Gottes gibt es keinen Platz für eine autoritäre Hierarchie, weil sie alle wissen, dass der Leiter des Körpers niemand ist außer Christus.

Wir werden uns mit diesem Thema der Leitung im nächsten Video mehr beschäftigten.

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