Von Eric
Ich werde dir das Titelbild der Zeitschrift Erwachet! vom 22. Mai 1994 zeigen. Es zeigt über 20 Kinder, die Bluttransfusionen als Teil der Behandlung ihrer Krankheiten abgelehnt haben. Einige überlebten laut dem Artikel auch ohne Blut, aber andere starben.
Im Jahr 1994 glaubte ich fest an die religiöse Bibelauslegung der Wachtturm-Gesellschaft in Bezug auf Blut und war stolz auf die gewissenhafte Haltung, die diese Kinder einnahmen, um ihren Glauben zu bewahren. Ich glaubte, dass ihre Treue zu Gott belohnt werden würde. Das tue ich immer noch, denn Gott ist Liebe und er weiß, dass diese Kinder falsch informiert wurden. Er weiß, dass ihre Entscheidung, eine Bluttransfusion zu verweigern, das Ergebnis ihres Glaubens war, dass dies Gott glücklich machen würde.
Sie glaubten dies, weil ihre Eltern es glaubten. Und ihre Eltern glaubten es, weil sie ihr Vertrauen in Menschen gesetzt hatten, die die Bibel für sie auslegten. Ein Beispiel dafür ist der Wachtturm-Artikel „Ihr Eltern, beschützt euer kostbares Erbe“ :
Euer Kind muss begreifen, dass es Jehova durch sein Benehmen entweder traurig oder glücklich machen kann (Sprüche 27:11). Diese und viele weitere wichtige Lehren kann man Kindern mit dem Buch Lerne von dem großen Lehrer vermitteln.
w05 1.4. S. 16 Abs. 13
Der Artikel wirbt für dieses Buch als Lehrmittel für Eltern, um ihre Kinder zu unterrichten, und fährt fort:
Ein anderes Kapitel handelt von dem Bibelbericht über die drei hebräischen Jugendlichen Schadrach, Meschach und Abednego, die nicht vor einem Standbild, einem Staatssymbol Babylons, niederfallen wollten .
w05 1.4. S. 18 Abs. 18
Den Zeugen wird beigebracht, dass Gott zu gehorchen, indem man eine Bluttransfusion verweigert, dasselbe ist, wie Gott zu gehorchen, indem man sich weigert, sich vor einem Bildnis zu verbeugen oder die Flagge zu grüßen. All dies wird als Prüfung der Integrität dargestellt. Das Inhaltsverzeichnis der Ausgabe des Erwacht! vom 22. Mai 1994 macht deutlich, dass dies die Überzeugung der Gesellschaft ist:
Seite zwei
g94 22.5. S. 2
Jugendliche, die Gott an die erste Stelle setzen 3-15
In alter Zeit waren Tausende von Jugendlichen bereit zu sterben, weil sie Gott den Vorrang gegeben haben. Heute ist es nicht anders, nur spielt sich das Drama in Krankenhäusern und Gerichtssälen ab — es geht um Bluttransfusionen.
In früheren Zeiten gab es keine Bluttransfusionen. Damals starben Christen, weil sie sich weigerten, falsche Götter anzubeten. Hier stellt die Leitende Körperschaft einen falschen Vergleich an, indem sie unterstellt, dass die Verweigerung einer Bluttransfusion gleichbedeutend damit ist, dass man gezwungen wird, einen Götzen anzubeten oder seinem Glauben abzuschwören.
Solch eine vereinfachte Argumentation ist leicht zu akzeptieren, weil sie mit Schwarz/Weiß Unterscheidungen arbeitet. Du musst nicht wirklich darüber nachdenken. Du musst einfach nur tun, was dir gesagt wird. Schließlich stammen diese Anweisungen von Männern, denen du vertrauen sollst, weil sie das Wissen Gottes haben als seinem – äh – “Kommunikationskanal”.
Hmm, “Wissen von Gott”. In diesem Zusammenhang gibt es einen Satz im Epheserbrief, der mich immer verwirrt hat: “Die Liebe des Christus übertrifft die Erkenntnis” (Epheser 3:19).
Als Zeugen wurde uns beigebracht, dass wir “die Wahrheit genau kennen”. Das bedeutete, dass wir genau wussten, wie wir Gott gefallen konnten, oder? Wenn wir zum Beispiel eine Bluttransfusion unter allen Umständen ablehnten, gefiel das Gott, denn wir waren gehorsam. Was hat also die Liebe damit zu tun? Und doch wissen wir, dass die Liebe des Christus die Erkenntnis übertrifft, wie es im Epheserbrief heißt. Ohne Liebe können wir also nicht sicher sein, dass unser Gehorsam gegenüber dem Gesetz dem entspricht, was Gott erwartet, es sei denn, unser Gehorsam wird immer von der Liebe geleitet. Ich weiß, das mag zunächst verwirrend klingen, also lass uns das genauer betrachten.
Als Jesus auf der Erde wandelte, wurde er ständig von den jüdischen religiösen Autoritäten, die Israel regierten, herausgefordert. Sie folgten einem rabbinischen System, bei dem sie sich strikt an den Buchstaben des Gesetzes hielten und über das hinausgingen, was das mosaische Gesetzbuch vorschrieb. Das ähnelt sehr der Art und Weise, wie die Zeugen Jehovas ihre Gesetze anwenden.
Dieses jüdische Rechtssystem wurde zuerst entwickelt, als die Juden in der Gefangenschaft in Babylon waren. Du erinnerst dich, dass Gott Israel für jahrhundertelange Untreue bestrafte, weil sie falsche heidnische Götter anbeteten und ihr Land verwüsteten und so schickte er sie in die Sklaverei. Nachdem sie endlich ihre Lektion gelernt hatten, gingen sie zu weit in die entgegengesetzte Richtung und erzwangen schließlich eine ultrastrenge Befolgung ihrer Auslegung des mosaischen Gesetzeskodex.
Vor der Gefangenschaft opferten sie sogar ihre Kinder dem kanaanäischen Gott Molech, und danach, unter dem in Babylon errichteten Rechtssystem, das die Macht in die Hände der Rabbiner – Schriftgelehrten und Pharisäer – legte, opferten sie Jehovas einzigartiges Kind.
Die Ironie ist uns bestimmt nicht entgangen.
Was fehlte ihnen, dass sie so exzessiv sündigten?
Vor allem die Pharisäer dachten, sie hätten die genauesten Kenntnisse des mosaischen Gesetzes, aber das war nicht so. Ihr Problem war, dass sie ihr Wissen nicht auf das wahre Fundament des Gesetzes gebaut hatten.
Als die Pharisäer Jesus in eine Falle locken wollten, stellten sie ihm eine Frage, die ihm die Gelegenheit gab, ihnen zu zeigen, was die wahre Grundlage des Gesetzes ist.
“Als die Pharisäer hörten, dass er die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie in einer Gruppe zusammen. Und einer von ihnen, der sich mit dem Gesetz auskannte, fragte ihn und prüfte ihn: “Lehrer, welches ist das größte Gebot im Gesetz?” Er sagte zu ihm: “Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Das ist das größte und erste Gebot. Das zweite ist das gleiche: ‘Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.’ An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.”
Matthäus 22:34-40
Wie kann das gesamte mosaische Gesetz von der Liebe abhängen? Ich meine, nimm zum Beispiel das Sabbatgesetz. Was hat die Liebe damit zu tun? Entweder du hast 24 Stunden lang nicht gearbeitet oder du wurdest gesteinigt.
Um eine Antwort darauf zu bekommen, schauen wir uns diesen Bericht über Jesus und seine Jünger an.
Zu jener Zeit ging Jesus am Sabbat durch die Getreidefelder. Seine Jünger wurden hungrig und fingen an, Ähren abzupflücken und zu essen. Als die Pharisäer dies sahen, sagten sie zu ihm: „Siehe! Deine Jünger tun etwas, was am Sabbat zu tun nicht erlaubt ist.“ Er sprach zu ihnen: „Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als ihn und die Männer, die bei ihm waren, hungerte? Wie er in das Haus Gottes ging und wie sie die Brote der Darbringung aßen, etwas, was zu essen ihm nicht erlaubt war noch denen, die bei ihm waren, sondern nur den Priestern? Oder habt ihr in dem GESETZ nicht gelesen, daß an den Sabbaten die Priester im Tempel den Sabbat nicht heiligen und dabei schuldlos bleiben? Doch ich sage euch, daß etwas Größeres als der Tempel hier ist. Wenn ihr aber verstanden hättet, was dies bedeutet: ‚Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer‘, so würdet ihr die Schuldlosen nicht verurteilt haben.
Matthäus 12:1-7 NWÜ 1986
Wie die Zeugen Jehovas waren auch die Pharisäer stolz auf ihre strenge Auslegung des Wortes Gottes. Für die Pharisäer verstießen die Jünger Jesu gegen eines der zehn Gebote, ein Verstoß, der nach dem Gesetz die Todesstrafe nach sich zog, aber die Römer würden ihnen nicht erlauben, einen Sünder hinzurichten, genauso wie die heutigen Regierungen den Zeugen Jehovas nicht erlauben würden, einen ausgeschlossenen Bruder hinzurichten. Also blieb den Pharisäern nichts anderes übrig, als den Gesetzesbrecher zu meiden und ihn aus der Synagoge zu werfen. Sie konnten keine mildernden Umstände in ihr Urteil einbeziehen, weil sie ihr Urteil nicht auf Barmherzigkeit gründeten, die gelebte Liebe ist.
Pech für sie, denn Jakobus sagt uns: “Wer keine Barmherzigkeit übt, wird sein Urteil ohne Barmherzigkeit erhalten. Die Barmherzigkeit siegt über das Gericht.” (Jakobus 2:13)
Deshalb wies Jesus die Pharisäer zurecht, indem er die Propheten Hosea und Micha zitierte (Hosea 6:6; Micha 6:6-8), um sie daran zu erinnern, dass Jehova “Barmherzigkeit und nicht Opfer will”. Der Bericht zeigt, dass sie das nicht verstanden haben, denn später an diesem Tag versuchen sie erneut, Jesus mit Hilfe des Sabbatgesetzes eine Falle zu stellen.
Als er von dort wegging, begab er sich in ihre Synagoge; und siehe, ein Mensch mit einer verdorrten Hand. Da fragten sie ihn: „Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?“, damit sie einen Anklagegrund gegen ihn fänden. Er sagte zu ihnen: „Welcher Mensch unter euch, der ein einziges Schaf hat, wird dieses, wenn es am Sabbat in eine Grube fällt, nicht ergreifen und es herausheben? Wenn man alles in Betracht zieht: Wieviel wertvoller ist doch ein Mensch als ein Schaf! Somit ist es erlaubt, am Sabbat etwas Vortreffliches zu tun.“ Darauf sprach er zu dem Menschen: „Strecke deine Hand aus!“ Und er streckte sie aus, und sie wurde wiederhergestellt, gesund wie die andere Hand. Aber die Pharisäer gingen hinaus und hielten Rat gegen ihn, damit sie ihn vernichten könnten.
Matthäus 7:9-14 NWÜ 1986
Nachdem er ihre Heuchelei und ihre Geldgier entlarvt hatte – sie retteten die Schafe nicht, weil sie Tiere liebten – erklärt Jesus, dass es trotz des Buchstabens des Gesetzes über das Sabbathalten tatsächlich “erlaubt war, am Sabbat etwas Vortreffliches zu tun”.
Hätte sein Wunder bis nach dem Sabbat warten können? Aber sicher! Der Mann mit der verdorrten Hand hätte noch einen Tag länger leiden können, aber wäre das liebevoll gewesen? Denk daran, dass das gesamte mosaische Gesetz auf nur zwei Grundprinzipien beruht: Gott mit allem, was wir sind, zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben.
Das Problem war, dass die Anwendung der Liebe als Richtschnur für die Befolgung des Gesetzes die Autorität der gesetzgebenden Körperschaft, in diesem Fall der Pharisäer und anderer jüdischer Führer, die die leitende Körperschaft Israels bildeten, aus den Händen nahm. In unseren Tagen gilt das Gleiche für alle religiösen Führer, auch für die Leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas.
Haben die Pharisäer endlich gelernt, das Gesetz mit Liebe zu erfüllen und Barmherzigkeit zu üben, anstatt zu opfern? Das kannst du für dich selbst beurteilen. Was taten sie, nachdem sie die Ermahnung Jesu gehört hatten, der aus ihrem eigenen Gesetz zitierte, und nachdem sie Zeuge eines Wunders geworden waren, das bewies, dass Jesus von der Macht Gottes unterstützt wurde? Matthäus schreibt: „Aber die Pharisäer gingen hinaus und hielten Rat gegen ihn [Jesus], damit sie ihn vernichten könnten.“ (Matthäus 12:14)
Hätte die Leitende Körperschaft anders reagiert, wenn sie anwesend gewesen wäre? Was wäre, wenn es nicht um das Sabbatgesetz, sondern um Bluttransfusionen gegangen wäre?
Die Zeugen Jehovas halten den Sabbat nicht ein, aber sie gehen mit dem Verbot von Bluttransfusionen genauso streng um wie die Pharisäer mit dem Sabbat. Den Pharisäern ging es vor allem darum, das Gesetz zu halten, was Jesus mit seinem Hinweis auf das Opfern verdeutlicht. Jehovas Zeugen bringen keine Tieropfer dar, aber ihnen geht es um Anbetung, die Gott auf der Grundlage einer anderen Art von Opfer für würdig hält.
Ich möchte dich bitten, einen kleinen Test mit dem Programm der Whatchtower Library durchzuführen. Gib im Englischen “self-sacrific*” in das Suchfeld ein und verwende dabei den Platzhalter, um alle Varianten des Begriffs „Selbstaufopferung” einzuschließen. Du wirst dieses Ergebnis sehen:

Das Ergebnis sind über tausend Treffer in den Publikationen der Wachtturm-Gesellschaft. Die beiden Treffer, die “Bibeln” im Programm zugeschrieben werden, kommen nur in den Studiennotizen der Neuen-Welt-Übersetzung (Studienausgabe) vor. Der Begriff “Selbstaufopferung” kommt in der Bibel selbst nicht vor. Warum fördern sie die Selbstaufopferung, wenn sie nicht Teil der biblischen Botschaft ist? Auch hier sehen wir eine Parallele zwischen den Lehren der Organisation und denen der Pharisäer, die sich immer wieder gegen das Werk Jesu Christi stellten.
Jesus sagte der Menge und seinen Jüngern, die Schriftgelehrten und Pharisäer “binden schwere Lasten zusammen und legen sie auf die Schultern der Menschen, sie selbst aber wollen sie nicht mit ihrem Finger bewegen.” (Matthäus 23:4 NWÜ 1986)
Um Jehova zu gefallen, musst du nach Ansicht der Leitenden Körperschaft viel opfern. Du musst von Tür zu Tür predigen und für ihre Publikationen und Videos werben. Dafür musst du 10 bis 12 Stunden im Monat aufwenden, aber wenn du kannst, solltest du das als Pionier in Vollzeit tun. Du musst ihnen auch Geld geben, um ihre Arbeit zu unterstützen, und du musst deine Zeit und deine Ressourcen dazu beitragen, ihren Immobilienbesitz zu vergrößern. (Sie besitzen Zehntausende von Immobilien auf der ganzen Welt.)
Aber noch mehr als das: Du musst ihre Auslegung der Gesetze Gottes unterstützen. Wenn du das nicht tust, wirst du ausgegrenzt. Wenn dein Kind zum Beispiel eine Bluttransfusion braucht, um sein Leiden zu lindern oder vielleicht sogar sein Leben zu retten, musst du sie ihm vorenthalten. Denke daran, dass ihr Vorbild die Selbstaufopferung ist, nicht die Barmherzigkeit.
Denke darüber nach, wenn du das liest, was wir gerade gelesen haben. Das Sabbatgesetz war eines der zehn Gebote und seine Missachtung wurde nach dem Gesetzbuch des Mose mit der Todesstrafe geahndet. Jesus zeigte jedoch, dass es Umstände gab, unter denen die absolute Einhaltung des Gesetzes nicht erforderlich war, weil ein Akt der Barmherzigkeit über den Buchstaben des Gesetzes hinausging.
Nach dem Gesetzbuch des Mose stand auch auf den Verzehr von Blut die Todesstrafe, aber es gab Umstände, unter denen es erlaubt war, Fleisch zu essen, das nicht ausgeblutet war. Liebe, nicht Legalismus, war die Grundlage des mosaischen Gesetzes. Das kannst du selbst in 3. Mose 17:15, 16 nachlesen. Darin wird einem hungernden Jäger erlaubt, ein totes Tier zu essen, auch wenn es nach dem Gesetzbuch Israels nicht ausgeblutet war. (Eine ausführliche Erklärung zum Thema Bluttransfusionen findest du unter dem Link am Ende dieses Videos). Das Video zeigt, dass die Auslegung von Apostelgeschichte 15:20 durch die Leitende Körperschaft – das Gebot, sich “des Blutes zu enthalten” – in Bezug auf Bluttransfusionen falsch ist.
Aber hier ist der Punkt. Selbst wenn es nicht falsch wäre, selbst wenn das Verbot des Blutes sich auf Bluttransfusionen erstrecken würde, würde es das Gesetz der Liebe nicht außer Kraft setzen. Ist es erlaubt, am Sabbat eine gute Tat zu vollbringen, wie eine verdorrte Hand zu heilen oder ein Leben zu retten? Laut unserem Gesetzgeber, Jesus Christus, ist es das! Wie unterscheidet sich also das Gesetz über Blut? Wie wir oben in 3. Mose 17:15, 16 gesehen haben, ist das nicht der Fall, denn unter schlimmen Umständen war es für einen Jäger erlaubt, ungebratenes Fleisch zu essen.
Warum ist die Leitende Körperschaft so sehr an Selbstaufopferung interessiert, dass sie das nicht sehen kann? Warum sind sie bereit, Kinder auf dem Altar des Gehorsams gegenüber ihrer Auslegung von Gottes Gesetz zu opfern, wenn Jesus diesen modernen Pharisäern sagt: “Wenn ihr aber verstanden hättet, was das bedeutet: ‚Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer‘, dann hättet ihr keine Unschuldigen verurteilt.” (Matthäus 12:7 NWÜ)
Der Grund dafür ist, dass sie nicht verstehen, was die Liebe Christi wirklich bedeutet, und auch nicht, wie man sie erkennen kann.
Aber wir sollen nicht so sein. Wir wollen nicht dem Legalismus zum Opfer fallen. Wir wollen verstehen, wie man liebt, damit wir Gottes Gesetz befolgen können, und zwar nicht auf der Grundlage einer starren Anwendung von Regeln und Vorschriften, sondern so, wie sie gemeint sind: auf der Grundlage der Liebe. Die Frage ist also: Wie können wir das erreichen? Natürlich nicht durch das Studium der Veröffentlichungen der Wachtturm-Gesellschaft.
Der Schlüssel zum Verständnis der Liebe – der Liebe Gottes – wird im Brief an die Epheser sehr schön ausgedrückt.
“Und er gab einige als Apostel, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer, um die Heiligen zurechtzubringen, zum Dienst, um den Leib des Christus zu erbauen, bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der rechten Erkenntnis [epignósis] des Sohnes Gottes gelangen, zu einem erwachsenen Menschen, der das Maß der Statur erlangt, das zur Fülle des Christus gehört. So sollen wir nicht mehr Kinder sein, die wie die Wellen hin und her geworfen und von jedem Wind der Lehre hin und her getrieben werden durch die List der Menschen, durch die Schlauheit betrügerischer Pläne.”
Epheser 4:11-14
Die Neue-Welt-Übersetzung gibt das griechische Wort epignósis als “genaues Wissen” wieder. Es ist die einzige Bibel, die ich gefunden habe, die das Wort “genau” hinzufügt. Fast alle Versionen auf Biblehub.com geben das Wort einfach als “Wissen” wieder. Einige wenige verwenden hier “Verstehen” und einige andere “Erkennen”.
Bei dem griechischen Wort epignósis geht es nicht um Kopfwissen. Es geht nicht um die Anhäufung von Rohdaten. HELPS Word-studies erklärt epignósis als “Wissen, das durch eine Beziehung aus erster Hand erlangt wird… Kontakt-Wissen, das dem Wissen aus erster Hand, dem Erfahrungswissen entspricht.”
Dies ist ein Beispiel dafür, wie Bibelübersetzungen uns im Stich lassen können. Wie übersetzt man ein Wort aus dem Griechischen, das in der Sprache, in die man es übersetzt, keine Entsprechung hat?
Du erinnerst dich, dass ich zu Beginn dieses Videos auf Epheser 3:19 verwiesen habe, wo es heißt: “…und die Liebe des Christus…, die die Erkenntnis übersteigt,…” (Epheser 3:19 NWÜ)
Das Wort, das in diesem Vers (3:19) mit “Erkenntnis” wiedergegeben wird, ist gnosis, das Strong’s Concordance als “Wissen, Erkenntnis; Gebrauch: Wissen, Lehre, Weisheit” definiert.
Hier gibt es zwei verschiedene griechische Wörter, die mit einem einzigen englischen Wort wiedergegeben werden. Die Neue-Welt-Übersetzung wird oft kritisiert, aber ich denke, dass sie von allen Übersetzungen, die ich mir angeschaut habe, der richtigen Bedeutung am nächsten kommt, obwohl ich persönlich denke, dass „inniges Wissen” besser wäre. Leider ist der Begriff “genaues Wissen” in den Wachtturm-Publikationen zu einem Synonym für “die Wahrheit” (in Anführungszeichen) verkommen, was wiederum ein Synonym für die Organisation ist. In der Wahrheit” zu sein, bedeutet, der Organisation der Zeugen Jehovas anzugehören. Ein Beispiel:
Es gibt Milliarden Menschen auf der Erde. Aber du gehörst zu den wenigen, die Jehova liebevoll gezogen und denen er geholfen hat, die Wahrheit aus der Bibel zu verstehen. Was für ein Geschenk! (Joh. 6:44, 45). Heute hat nur einer von Tausend eine genaue Erkenntnis der Wahrheit — und du bist einer davon!
w14 15.12. S. 30 Abs. 15 Schätzen wir das, was wir erhalten haben?
Die genaue Erkenntnis, auf die sich dieser Wachtturm-Artikel bezieht, ist nicht die Erkenntnis (epignósis), die in Epheser 4:11-14 erwähnt wird. Dieses innige Wissen bezieht sich auf Christus. Wir müssen ihn als Person kennen. Wir müssen so denken wie er, so überlegen wie er und so handeln wie er. Nur wenn wir den Charakter und die Person Jesu vollständig kennen, können wir zu einem erwachsenen Menschen heranwachsen, zu einem geistigen Erwachsenen, der nicht länger ein Kind ist, das leicht von Menschen getäuscht werden kann, oder wie es die New Living Translation ausdrückt: “Wir werden beeinflusst, wenn Menschen versuchen, uns mit Lügen zu täuschen, die so clever sind, dass sie wie die Wahrheit klingen.” (Epheser 4:14 NLT)
Wenn wir Jesus ganz genau kennen, können wir die Liebe perfekt verstehen. Paulus schreibt, wiederum an die Epheser:
“Ich bitte darum, dass er euch aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit mit Kraft durch seinen Geist in eurem Inneren stärke, damit Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne. Dann werdet ihr, verwurzelt und gegründet in der Liebe, zusammen mit allen Heiligen die Kraft haben, die Länge und Breite und Höhe und Tiefe der Liebe Christi zu begreifen und diese Liebe zu erkennen, die die Erkenntnis übersteigt, damit ihr mit der ganzen Fülle Gottes erfüllt werdet.”
Epheser 3:16-19 BSB
Der Teufel versuchte Jesus mit allen Königreichen der Welt, wenn er ihm nur einen einzigen Akt der Anbetung erweisen würde. Jesus lehnte ab, denn er liebte seinen Vater und betrachtete die Anbetung eines anderen als Verstoß gegen diese Liebe, als Verrat. Selbst wenn sein Leben bedroht wäre, würde er seine Liebe zu seinem Vater nicht verletzen. Dies ist das erste Gesetz, auf dem das mosaische Gesetz beruht.
Doch als es darum ging, einem Menschen zu helfen, Kranke zu heilen und Tote aufzuerwecken, kümmerte sich Jesus nicht um das Sabbatgesetz. Er betrachtete diese Handlungen nicht als Verstoß gegen das Gesetz, denn die Nächstenliebe war das oberste Prinzip, auf dem das Gesetz beruhte.
Die Pharisäer hätten das verstanden, wenn sie begriffen hätten, dass der Vater Barmherzigkeit will und nicht Opfer; oder liebevolle Taten, um das Leiden eines Mitmenschen zu beenden, statt strikten, aufopferungsvollen Gehorsam gegenüber einem Gesetz.
Jehovas Zeugen haben wie ihre pharisäischen Vorbilder ihre Besessenheit von selbstaufopferndem Gehorsam über jede Liebe zu ihren Mitmenschen gestellt, wenn es um Bluttransfusionen geht. Sie haben nicht bedacht, was das Leben derer kostet, die sie überzeugt haben, ihrer Auslegung zu gehorchen. Sie sorgen sich auch nicht um das Leid der überlebenden Eltern, die ihre geliebten Kinder auf dem Altar der Zeugen-Jehovas-Theologie geopfert haben. Was für eine Schande, die sie über Gottes heiligen Namen gebracht haben, einen Gott, der Barmherzigkeit will und keine Opfer.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir als Christen gelernt haben, dass wir unter dem Gesetz Christi stehen, dem Gesetz der Liebe. Wir könnten jedoch denken, dass die Israeliten nicht unter dem Gesetz der Liebe standen, da es im mosaischen Gesetz nur um Regeln, Vorschriften und Bestimmungen zu gehen scheint. Aber wie kann das sein, denn das Gesetz wurde Mose von Jehova Gott gegeben und 1. Johannes 4:8 sagt uns, dass “Gott Liebe ist”. Jesus hat erklärt, dass der mosaische Gesetzeskodex auf der Liebe beruhte.
Was er damit meinte und was wir daraus lernen, ist, dass die Geschichte der Menschheit, wie sie in der Bibel offenbart wird, ein Fortschreiten der Liebe zeigt. Der Garten Eden begann als liebevolle Familie, aber Adam und Eva wollten ihren eigenen Weg gehen. Sie lehnten die Aufsicht durch einen liebenden Vater ab.
Jehova überließ sie ihren eigenen Begierden. Etwa 1.700 Jahre lang regierten sie sich selbst, bis die Gewalt so schlimm wurde, dass Gott ihr ein Ende setzte. Nach der Sintflut begannen die Menschen erneut, sich der lieblosen, gewalttätigen Verderbtheit hinzugeben. Doch dieses Mal griff Gott ein. Er verwirrte die Sprachen in Babel; er setzte eine Grenze, wie viel er tolerieren würde, indem er die Städte Sodom und Gomorra zerstörte; und dann führte er das GESETZ als Teil eines Bundes mit den Nachkommen Jakobs ein. Nach weiteren 1.500 Jahren stellte er seinen Sohn vor und mit ihm das ultimative Gesetz nach dem Vorbild Jesu.
Mit jedem Schritt brachte uns unser himmlischer Vater näher an das Verständnis der Liebe, der Liebe Gottes, die die Grundlage für ein Leben als Mitglied der Familie Gottes ist.
Wir können lernen oder wir können uns weigern zu lernen. Werden wir wie die Pharisäer oder wie die Jünger Jesu sein?
“Da sagte Jesus: “Zu diesem Gericht bin ich in die Welt gekommen, damit die Unsichtbaren sehen und die Sehenden blind werden.” Das hörten die Pharisäer, die bei ihm waren, und sie sagten zu ihm: „Wir sind doch nicht auch blind?” Jesus sagte zu ihnen: “Wenn ihr blind wärt, würdet ihr keine Sünde haben. Aber jetzt sagt ihr: ‘Wir sehen.’ Eure Sünde bleibt.”
Johannes 9:39-41
Die Pharisäer waren nicht wie die Nichtjuden zu dieser Zeit. Die Nichtjuden wussten größtenteils nichts von der Erlösungshoffnung, die Jesus darlegte, aber die Juden, insbesondere die Pharisäer, kannten das Gesetz und hatten auf das Kommen des Messias gewartet.
Heute reden wir nicht über Menschen, die die Botschaft der Bibel nicht kennen. Wir reden über Menschen, die behaupten, Gott zu kennen, die sich Christen nennen, die aber ihr Christentum, ihre Anbetung Gottes auf der Grundlage menschlicher Regeln praktizieren und nicht auf der Liebe Gottes, wie sie in der Heiligen Schrift offenbart wird.
Der Apostel Johannes, der mehr als jeder andere biblische Schreiber über die Liebe schreibt, macht den folgenden Vergleich:
“Daran erkennt man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels: Jeder, der nicht Gerechtigkeit übt, stammt nicht von Gott, auch nicht der, der seinen Bruder nicht liebt. Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben sollen und nicht wie Kain, der von dem Bösen abstammt und seinen Bruder erschlug. Und um was willen schlachtete er ihn? Weil seine eigenen Werke böse waren, die seines Bruders aber rechtschaffen.”
1. Johannes 3:10-12
Die Pharisäer hatten die einmalige Gelegenheit, durch die Adoption, die Jesus durch das Lösegeld, das einzige wirkliche Opfer, das zählt, ermöglicht hat, Kinder Gottes zu werden. Aber stattdessen nannte Jesus sie Kinder des Teufels.
Was ist mit uns, mit dir und mir? Heute gibt es viele Menschen auf der Welt, die wirklich blind für die Wahrheit sind. Sie werden Gott kennenlernen, wenn seine Verwaltung unter Jesus als der neue Himmel, der über die neue Erde herrscht, vollständig etabliert ist. Aber wir sind nicht blind für die Hoffnung, die uns präsentiert wird. Werden wir lernen, wie Jesus zu werden, der alles auf der Grundlage der Liebe tat, die er von seinem Vater im Himmel erfuhr?
Um das zu umschreiben, was wir gerade im Epheserbrief gelesen haben (Epheser 4:11-14 NLT), war ich einst geistig unreif, wie ein Kind, und so wurde ich beeinflusst, als die Leiter der Organisation mich “mit Lügen, die so schlau waren, dass sie wie die Wahrheit klangen”, austricksten. Aber Jesus gab mir – und hat uns – Gaben in Form der Schriften der Apostel und Propheten sowie der heutigen Lehrer gegeben. Und dadurch habe ich – nein, wir alle – die Mittel erhalten, um in unserem Glauben vereint zu werden und Gottes Sohn näher kennenzulernen, so dass wir zu geistig erwachsenen Männern und Frauen werden können, die zur vollen und vollständigen Gestalt des Christus heranwachsen. Während wir ihn durch das Studium der Heiligen Schrift immer besser kennenlernen, wachsen wir in der Liebe.
Lasst uns mit diesen Worten des geliebten Apostels schließen:
“Wir aber gehören zu Gott, und die, die Gott kennen, hören auf uns. Wenn sie nicht zu Gott gehören, hören sie auch nicht auf uns. Daran erkennen wir, ob jemand den Geist der Wahrheit oder den Geist der Täuschung hat.
Liebe Freunde, lasst uns einander weiterhin lieben, denn die Liebe kommt von Gott. Jeder, der liebt, ist ein Kind Gottes und kennt Gott. Wer aber nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe.”
1. Johannes 4:6-8
Danke fürs Zuschauen und danke für die Unterstützung, die du uns gibst, damit wir unsere Arbeit fortsetzen können.
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