Von Christian
Alter und Anzahl der Manuskripte
Wenn wir hier von Manuskripten sprechen, dann geht es uns um die Dokumente, welche den Text der christlichen Schriften, die wir heute in unseren Bibel finden, enthalten. Der Umfang kann von wenigen Wörtern bis zum vollständigen Text reichen. Ein ganz besonderes ‚Manuskript‘ wäre das, welche der Autor selbst geschrieben hat. In der Fachliteratur wird das Autograph genannt. Damit kommen wir schon zur ersten Tatsache, dir wir festhalten wollen:
Heute verfügen wir über keinen Autograph irgendeines Teils der christlichen Schriften in der Bibel.
Alles, was wir haben, sind Kopien. Und zwar Kopien von Kopien von Kopien … Die Anzahl der Manuskripte erscheint zuerst einmal beeindruckenend hoch: Etwa 5.800 griechische Manuskripte, etwa 10.000 lateinische und 9.300 in anderen Sprachen (Syrisch, Slawisch, Äthiopisch, … siehe Wikipedia) Eine Übersicht über die griechischen Manuskripte der christlichen Schriften findet man zum Beispiel in der englischen Wikipedia unter „Categories of New Testament manuscripts“.


Um eine Vorstellung davon zu haben, was ein Manuskript in diesem Sinne sein kann, hier ein Bild des ältesten Manuskripts 𝔓52, ein Teil des Johannes Evangeliums:

Das ist wirklich alles. Vom ganzen Johannes Evangelium. Halten wir fest:
Selbst das älteste Manuskript ist Jahrzehnte nach dem Autograph (Johannes Evangelium) entstanden, etwa in der Mitte des 2. Jahrhunderts
Die drei ältesten Manuskripte sind kleine Fragmente mit nur wenigen Wörtern.
Die folgende Grafik verdeutlicht, wann die allermeisten der 5.800 Manuskripte entstanden sind:

Aus der Zeit bis etwas 450 n. Chr. haben wir also nur etwa 125 Manuskripte, das sind nur etwa 2% aller Manuskripte. Bis zum Jahr 300 n. Chr. weniger als 1%. Bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts – also 100 Jahre nachdem z.B. die Briefe des Paulus geschrieben wurden – haben wir 3 winzige Bruchstücke wie das oben abgebildete 𝔓52, das sind nur 0,5‰ aller Manuskripte. Die Masse der Manuskripte ist erst um das 13. Jahrhundert herum entstanden. Die ersten vollständigen Abschriften einzelner Bücher des Neuen Testaments erschienen um 200 n. Chr., und die früheste vollständige Abschrift des Neuen Testaments, der Codex Sinaiticus, stammt aus dem 4. Jahrhundert (siehe Ehrman, Bart D. (2004). The New Testament: A Historical Introduction to the Early Christian Writings. New York: Oxford. pp. 480f.). Halten wir fest:
Die frühesten vollständigen Abschriften einzelner Bücher haben wir erst aus der Zeit um 200 n. Chr. – also weit über 100 Jahre nach den Autographen.
Die früheste vollständige Abschrift des Neuen Testaments (Codex Sinaiticus) stammt aus dem 4. Jahrhundert – also etwa 300 Jahre nach den Autographen.
Was mit dem Text des Neuen Testaments in den ersten 100 bis 300 Jahren passiert ist, können wir nicht direkt überprüfen.
Wie gesagt: Wir sollten jetzt nicht den Eindruck gewinnen, dass man dem Text der christlichen Schriften überhaupt nicht trauen kann. Dass sagen diese Zahlen alleine ja gar nicht aus. Es geht darum, aufgrund der Fakten eine gesicherte Grundlage zu haben. Wir haben also zum Beispiel eine Menge Beweise, dass die christlichen Schriften nicht im Mittelalter erfunden wurden. Und wir können Manuskripte aus vielen Jahrhunderten miteinander vergleichen, was gut ist, um die Qualität der Kopien und der Übertragung zu beurteilen. Wenn aber jemand argumentiert, dass der Text der christlichen Schriften absolut sicher ist, weil es ja allein 5.800 griechische Manuskripte gibt, dann ist dies irreführend. Denn die allermeisten davon sind erst um das 13. Jahrhundert entstanden.
Auf der anderen Seite wird argumentiert, dass es für die klassischen griechischen oder lateinischen Schriften ja noch viel weniger und nur jüngere Abschriften gibt. Das stimmt. Aber wen von uns würde es stören, wenn sogar ganze Abschnitte aus Homers Illias anders wären und die Geschichte um Odysseus anders verliefe? Oder Caesars De bello Gallico eine ziemlich gefärbte Sicht auf seinen gallischen Krieg gibt – wovon wir heute ausgehen. Wohl kaum einer baut ja seinen Glauben auf diese Schriften.
Interessanter ist es da schon, sich den Tanach (die hebräische Bibel, ‚altes Testament‘) oder den Koran anzuschauen. Darauf baut auch der Glaube vieler auf. Und bei beiden haben wir den gleichen Sachverhalt: In beiden Fällen haben wir auch keine Autographen – beim Koran gibt es so einen ja auch überhaupt nicht gemäß der Überlieferung. Und in beiden Fällen kennen wir nur spätere Kopien. Es ist schon interessant, dass in allen diesen drei sogenannten ‚Buch-Religionen‘, ihre heiligen Bücher trotz ihrer immensen Bedeutung nur auf diese Weise erhalten sind.
Vielleicht hat sich jemand auch gefragt, warum hier immer von den griechischen Manuskripten die Rede ist. Warum sind diese denn so wichtig? Die Antwort ist einfach: Weil man lange Zeit davon ausgegangen ist, dass die Autographen in antikem Griechisch geschrieben wurden und die griechischen Manuskripte direkte Kopien davon sind. Mit Sicherheit wurden sie nicht in Latein geschrieben. Allerdings war Latein in der Kirche im Westen Europas – mit Zentrum in Rom – nicht nur die Sprache der Menschen sondern auch der christlichen Literatur, schon vor der Entstehung der lateinischen Übersetzung durch Hieronymus der sogenannten Vulgata gab es lateinische Übersetzungen. Und bis ins 15. Jahrhundert hinein war Latein dann die Sprache der Bibel und Theologie in der Kirche im Westen Europas. Wir wir im letzten Teil der Serie gesehen haben, kam erst ab dem 15. Jahrhundert das Interesse wieder auf, die christlichen Schriften aus der angenommenen Ursprache Griechisch direkt zu übersetzen, bzw. den griechischen Text verfügbar zu machen. Warum geschah dies nicht schon früher? Weil sich die Überzeugung durchgesetzt hatte, dass man mit dem Text der Vulgata ja schon den von Gott gewollten Text der christlichen Schriften habe, der mit der Überlieferung der Kirche völlig übereinstimmt!
Es sei hier der Vollständigkeit halber nur kurz erwähnt, dass es durchaus möglich ist, dass einige Bücher der christlichen Schriften ursprünglich nicht in Griechisch sondern Aramäisch geschrieben wurde – der Sprache, die im ersten Jahrhundert in Palästina gesprochen wurde. Irenäus spricht zum Beispiel davon, dass das Matthäus Evangelium in einem Dialekt des Hebräischen geschrieben wurde. Und das war dort Aramäisch. Es wird dich vielleicht überraschen, aber Hebräisch wurde erst in der Neuzeit wieder rekonstruiert, weil es seit Jahrhunderten kaum mehr gesprochen wurde! (Wikipedia Hebräische Sprache) Es gibt noch weitere Argumente, zum Beispiel was Wortwahl und Grammatik betrifft, oder dass aramäische Wörter im Text vorkommen und in griechisch erklärt werden, aber nicht umgekehrt. Damit wären frühe aramäische Texte vielleicht gar keine Übersetzungen sondern Kopien der Autographen. Aber bleiben wir erst einmal bei den Manuskripten in Griechisch.
Abweichungen zwischen den Manuskripten
Wie wir im vorigen Teil dieser Serie gesehen haben, gab Erasmus von Rotterdam 1516 die erste Ausgabe seines griechischen Neuen Testaments heraus. Im wesentlichen konnte er dabei nur auf eine handvoll mittelalterliche Manuskripte zurückgreifen. [Diese und die folgenden Angaben sind aus Bart D. Ehrman Misquoting Jesus: The Story Behind Who Changed the Bibel and Why] Die späteren Ausgaben dieses Textes wurden dann von den Übersetzern der King James Bibel verwendet. Wenn also jemand heute die unveränderte King James Bibel liest, wird er indirekt den Stand des damaligen griechischen Textes lesen. Im Jahre 1551 gab Stephanus (Robert Estienne) seine vierte Ausgabe von 1551 des griechischen Neuen Testaments heraus, welches die erste war, welche im griechischen Neuen Testament Verseinteilungen enthielt. Noch wesentlicher für uns war schon seine dritte Ausgabe von 1550, weil es die erste war, welche in Anmerkungen die Abweichungen in den Manuskripten dokumentierte.
Im 16. und 17. Jahrhundert glichen sich die verschiedenen Ausgaben des griechischen Neuen Testaments so sehr, so dass 1633 Abraham und Bonaventure Elzevir in einer Ausgabe das berühmte Zitat druckten: „Wir haben jetzt den Text, der von allen angenommen wird, in dem wir nichts verändert oder verfälscht vorliegen haben.“ Aus dem ersten Teil entstand der Begriff Textus Receptus (T.R.) der von Textkritikern verwendet wird, um den Text zu bezeichnen, der ursprünglich von Erasmus veröffentlicht wurde, der aber nicht auf den ältesten und besten Manuskripten beruht.
Die Arbeit am griechischen Text schien also abgeschlossen zu sein. Das änderte sich erst mit einer bahnbrechenden Arbeit von John Mill vom Queens College in Oxford im Jahre 1707, welche er nach 30 Jahren Arbeit erst veröffentlich hat. John Mill hatte Zugang zu einigen hundert griechischen Manuskripten des Neuen Testaments. In dieser Arbeit dokumentierte er die Abweichungen in den Textzeugen, welche über die Jahrhunderte erhalten geblieben waren. Abweichungen zwischen den verschiedenen griechischen Manuskripten und auch Zitaten des Textes bei den ‚Kirchenvätern‘ aus der patristischen Zeit. Was meinst du, wie viele Abweichungen er gefunden hat? Wenn man die Aussage aus dem ersten Teil dieser Serie sehr weit auslegt, dürfte es ja dank des heiligen Geistes und dem Willen Gottes überhaupt keine Abweichungen geben. Aber schon beim Erstellen der Ausgaben im 16. Jahrhundert hatte sich gezeigt, dass es Abweichungen gab. Und wie wir im zweiten Teil gesehen haben, sagt die Bibel selbst ja auch nicht, dass beim Kopieren des Textes niemandem jemals auch nur ein kleiner Schreibfehler unterlaufen würde. Der Text des griechischen Neuen Testaments hat etwa 138.607 griechische Wörter. Wie viele Abweichungen würdest du erwarten? Einige zehn oder hundert? Lass dir Zeit, denke mal ein bischen darüber nach. Ab welcher Anzahl würdest du nervös werden?
John Mill dokumentierte über 30.000 Abweichungen! Und das waren nicht einmal alle, die er gefunden hatte! Diese große Zahl mag dich erstaunen oder gar erschüttern. Und das zurecht. Diese Arbeit schlug damals wie eine Bombe ein! Die Gelehrten waren schockiert. Wie konnte es so viele Unterschiede geben, wo man doch überzeugt gewesen war, dass man einen unveränderten und unverfälschten Text schon hätte? Würde diese immense Anzahl von Abweichungen nicht den Glauben in die Bibel erschüttern? Könnte man je einen unveränderten und unverfälschten Text der Bibel ermitteln?
Als Reaktion darauf gab es später übrigens immer wieder den Vorschlag, dieses Unterfangen einfach sein zu lassen. Da man den unveränderten und unverfälschten Text der Autographen eh nie ermitteln könnte, wäre es besser, den am meisten anerkannten Text zu nehmen, der ja mit der Tradition und Überlieferung der Kirche übereinstimmt, also den der Vulgata. Wie sehen schon, aus welcher Ecke dieser Vorschlag kam.
Wo stehen wir denn heute, da wir viel mehr Textzeugen haben und mit Computern genauer analysieren können. Wie schon erwähnt, haben wir heute etwas 5.800 griechische Textzeugen. Was vermutest du? Wenn man heute 10mal mehr Textzeugen hat? Und ältere? Die Zählung ist nicht ganz einfach und die Angaben der Gelehrten weichen voneinander ab. Die Schätzungen liegen bei 200.000 bis 400.000 und mehr Abweichungen! Das ist der Hintergrund der berühmt-berüchtigten Aussagen von Bart D. Ehrmann, dass es weit mehr Abweichungen zwischen den Textzeugen des griechischen Neuen Testaments als Wörter darin gibt.
Den meisten geht es so, dass man von dieser unglaublichen Menge an Abweichungen erst einmal geschockt ist. Dann fragt man sich vielleicht, von welcher Art denn diese Abweichungen überhaupt sind. So schlimm kann es doch nicht sein, sonst müsste es ja vielleicht ein ganz neues Evangelium oder völlig anders lautende Paulus-Briefe geben. Schauen wir uns die größte Klasse von Abweichungen einmal an.
Beispiele für Abweichungen in den Textzeugen
Viele Unterschiede in den Textzeugen sind auf kleine Fehler beim Abschreiben des Textes zurückzuführen. Aber auch kleine Fehler können im griechischen erhelbliche Unterschiede machen. [Beispiele aus Bart D. Ehrman Misquoting Jesus: The Story Behind Who Changed the Bibel and Why, Kapitel 3; mehr Beispiele findet man in Metzger und Ehrmann, Text of the New Testament, Kapitel 7]
Darum lasst uns das Fest feiern, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit!
1. Korinther 5:8 Elberfelder
Das mit Bosheit übersetzte Wort ist πονηρίας ponērias. In einigen Manuskripten findet sich aber porneias, was ganz ähnlich aussieht. In diesen wird daher gesag: „auch nicht mit Sauerteig der sexuellen Unmoral und Schlechtigkeit“. Ein kleiner Schreibfehler resultiert hier in einer deutlich anderen Aussage.
Eine andere Quelle von Abweichungen ist der Gebrauch von Abkürzungen durch einige Abschreiber. Nomina sacra (Heilige Namen) wie Gott, Christus, Herr, Jesus und Geist wurden abgekürzt, typischerweise mit den Konsontanten und einem Strich darüber. Das konnte aber bei späteren Abschreibern zu Verwirrung führen, wenn sie ein anderes Wort anstatt der Abkürzung lasen. Zum Beispiel sagt Paulus in Römer 12:11
Im Eifer lasst nicht nach, seid brennend im Geist, dient dem Herrn!
Römer 12:11 Schlachter 2000
Im griechischen wird für Herr hier kuriw (gesprochen: kyrio) geschrieben, abgekürzt kw (mit einer Linie darüber). Einige früher Abschreiber haben diese Abkürzung fälschlicherweise als kairw (gesprochen: kairo) gelesen und damit den Sinn auf „dient der Zeit“ geändert.
Etwas Ähnliches ist in 1. Korinther 12:13 passiert:
Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.
1. Korinther 12:13 Elberfelder
Das Wort für Geist pneuma wird als pma abgekürzt, was einige Abschreiber als poma Getränk falsch gelesen haben: „und sind alle mit einem Trunk getränkt worden.”
Eine andere Art von Fehler führt dazu, dass eine ganze Zeile von Text verloren ging, wenn der Abschreiber beim Blick zurück auf die Vorlage die selben Worte in der nächsten Zeile widerfand. Ein Beispiel:
Λέγω δὲ ὑμῖν
Lukas 12:8-9
πᾶς ὃς ἂν ὁμολογήσῃ ἐν ἐμοὶ ἔμπροσθεν τῶν ἀνθρώπων
καὶ ὁ Υἱὸς τοῦ ἀνθρώπου ὁμολογήσει ἐν αὐτῷ ἔμπροσθεν τῶν ἀγγέλων τοῦ Θεοῦ
ὁ δὲ ἀρνησάμενός με ἐνώπιον τῶν ἀνθρώπων
ἀπαρνηθήσεται ἐνώπιον τῶν ἀγγέλων τοῦ Θεοῦ
Da das Ende von Vers 9 (unterstrichen) genauso aussieht wie das Ende von Vers 8, fehlt im frühesten Papyrus Manuskript dieser Passage der komplette Vers 9. Der Abschreiber ist beim Zurückblicken einfach um zwei Zeilen verrutscht und hat nach Vers 9 weiter geschrieben. Damit ging der Gedanke „wer mich aber vor den Menschen verleugnet haben wird, der wird vor den Engeln Gottes verleugnet werden“ verloren.
In Johannes 17:5 hatte diese Art Fehler eine schlimmere Folge:
Οὐκ ἐρωτῶ ἵνα ἄρῃς αὐτοὺς ἐκ τοῦ
Johannes 17:5
κόσμου ἀλλ ἵνα τηρήσῃς αὐτοὺς ἐκ τοῦ
πονηροῦ
Damit wurde aus:
Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.
Johannes 17:15
in einem der besten Manuskripte:
Ich bitte nicht, dass du sie bewahrst vor dem Bösen.
Johannes 17:15 Codex Vatikanus, 4. Jahrhundert, eines der besten Manuskripte
Damit ist durch diese Änderung im Text die Bedeutung in einem Gebet Jesu eine völlig andere – und leider eine für uns ungünstige.
Die bisher beschriebenen Abweichung beruhten auf der Ähnlichkeit des Aussehens des Textes. Beim Diktieren konnte aber auch eine ähnliche Aussprache ein Problem sein. Das scheint in Offenbarung 1:5 der Fall zu sein.
Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst [andere Hanschrift: gewaschen] hat durch sein Blut.
Offenbarung 1:5 Elberfelder und Schlachter 2000
Ihm, der uns geliebt hat und uns von unseren Sünden gewaschen hat durch sein Blut,
Das Wort für erlöst lusanti klingt genau so wie das Wort für gewaschen lousanti.
Ein weiteres Beispiel findet sich in Römer 5:1
Sind wir nun aus Glauben gerecht gesprochen, so haben [Andere Textüberlieferung: “…, so wollen wir Frieden halten mit Gott …” ] wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus
Römer 5:1 Züricher
Das griechische Wort für „haben wir Frieden“ klingt genauso wie das Wort für „lasst uns Frieden haben“. Und in diesem Fall haben die Gelehrten so ihre Schwierigkeiten, festzustellen, welche Variante die richtige ist.
Es gibt allerdings auch Abweichungen, bei denen die Fehler Unsinn produziert haben. Zumindest erkennt man diese Fehler dann besser, auch wenn man vielleicht nicht so einfach auf den richtigen Text zurückschließen kann.
In einem Fall war das Ergebniss des Abschreibefehlers ziemlich bizarr. In einem Manuskript aus dem 14. Jahrhundert wurde wohl aus einer zweispaltigen Liste der Abstammung Jesu in Lukas 3 falsch gelesen: Anstelle die Spalten nacheinander abzuschreiben wurde abwechselnd kopiert. Das führte dazu, dass fast alle Vater-Sohn-Verhältnisse falsch sind und Gott schließlich der Sohn des Aram ist.
Zusammenfassung
Zusammenfassend halten wir fest:
Das griechische Neue Testament enthält etwa 138.607 griechische Wörter. Die Textzeugen enthalten über 400.000 Abweichungen. Durch unabsichtliche Kopierfehler fehlen Wörter und Sätze oder Wörter sind geändert.
Damit müssen wir in der Aussage aus dem ersten Teil dieser Serie einen weiteren Teil streichen:
„Die Bibel ist Gottes Wort, die heilige Schrift, vollständig von Gott inspiriert und enthält damit exakt das, was Gott wollte. Sie ist uns genau so bis heute erhalten geblieben,
wie die Bibel das selbst sagt,jedes Buch,Absatz,Satz,Wort,Komma und Punkt.“
Mit den unabsichtlichen Fehlern beim Kopieren haben wir aber noch nicht alle Abweichungen betrachtet. Wie wir schon im vorigen Teil durch das Beispiel des Comma Johanneum erkennen mussten, wurden auch absichtlich Veränderungen am Text durchgeführt. Damit werden wir uns im nächsten Teil dieser Serie beschäftigen.
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